Das Gedicht zum Gesicht

Autor : Gerd Raudenbusch



Jetzt hat er sein Gesicht vermessen,
und ist von der Idee besessen,
sein Verfehlen immer stets zu erkennen,
wollen wir's nicht einfach "Totalberwachung" nennen ?

Das Leben ist hintergründig,
da kannst Du der Netzhaut vertrauen,
doch ist es kein Grund,
das Netz zu verhauen.

Dessen Zentrum des Wachens
würde den Menschen erblinden,
es könnte den ganzen Tag
neue Anstöße finden,
die gerade aktuell
moralisch verwerflich sind.

So wird Anstoß zum Verstoß,
und die Freiräume sind
verschwunden und plötzlich
knirscht das Getriebe,
denn was wir so treiben,
bei aller Liebe,
das steht mit seiner Freiheit
dem Unrecht im Wege,
dass im Panopticon
die letzte Weisheit läge,
die Regeln für ein
komplexes System zu bestimmen.
Die Gesellschaft wird sich
dessen nicht besinnen,
weil Auge um Auge
jeden blind macht von innen.

Und wenn man es dann
noch von außen zementiert,
dann sehen wir einen
Apparat aufoktroyiert,
dessen Perspektive nicht
zu dulden wäre:
Verhalten zu berechnen,
welch eine Märe!,

weil stets als Ur-Teil
ein Mensch sich fände,
der zeigte, dass ein
zu kurzes Ende
von Freiheit den Menschen
zu Fall bringen würde.

Überwachung zeigt nur
die veraltete Hürde,
das Gute zu loben,
das Böse zu verfluchen,
und die Weisheit darüber
in Göttern zu suchen.

In Wirklichkeit sind es
nur menschliche Augen,
die zu Vertrauen
überhaupt irgendwie taugen.
Die Nächsten, die dies
einfach nicht verstehen,
glauben, sich stets
darüber zu sehen.

Mit Stelzen, egal,
ob lang oder kurz,
kann man sicher erwarten
den baldigen Sturz.

Da lass' lieber
den Stöckelschuh Mode sein,
Überheblichkeit ist
für den Staat einfach kein
adäquates Mittel, seiner
Trägerschaft zu dienen,
und das sind wir Menschen
und unsere Mienen.

Jedes Gesicht zeigt nur,
was Raster zerstören,
der Mensch will sich selbst,
nicht dem Blockwart gehören.

Der Generalverdacht
macht jeden Staat
zum Bürgergefängnis und
den Bürger zum Etat.

Du kannst es dem Menschen
zwar ewig diktieren,
doch wird er stets
in die Richtung marschieren,
die seiner Freiheit
im Wege steht,
bis kein einziger Krieg mehr
um Freiheit sich dreht.

Und wer sie sich stiehlt,
auf fremde Kosten,
der wird bald in all
den Kerkern rosten,
in die er sie einzusperren versuchte,
und dies, weil zu sehr
er das Unrecht verfluchte,

anstatt es zu heilen,
was er interniert,
dafür haben wir uns bisher
zu wenig interessiert.

Wir sperren nur weg,
weil wir's nicht besser können,
statt mit Liebe zu führen,
diejenigen, die sich stemmen
gegen Gesellschaftsregeln,
die es uns erlauben,
uns in Freiheit zu bewegen,
und nicht, sie zu rauben.

Denn auch ein Verbrechen
sagt stets etwas aus :
"Dein Leben ist mehr,
als nur Katz und Maus.
"
Wenn der Mensch wachsen will
über Raubtierigkeit,
dann wird es für solche
Instrumente Zeit,
die Überlegenheit
attraktiv sichtbar machen,
und nicht einfach über
sein Mausen nur wachen,
die mit falschen Mitteln nur
den Zweck forcieren,
Ängste zu schüren
und Dummheit zu zieren,
mit Schmierentheater
und Märchenstunden,
"ihr Kinderlein kommet",
wer hat's erfunden ?

Kein Schäfer wird gesunden,
daran, Wolle zu wollen,
um sich anzuziehen für das,
was nur Schläfer ihm zollen.

So darf man den Mensch
nicht erfrieren lassen,
sonst werden am Ende
Menschenmassen
zurück auf allen
vier Füßen gehen,
die Hände zum Laufen,
nie wieder aufrecht stehen,
handlungsunfähig, und
dem nicht mehr gewachsen.

Doch verantwortungsvoll,
auch mit all seinen Faxen,
in Demut die Brille
sich aufzusetzen,
sich mit Brüderlichkeit, statt mit
Herrschaft zu vernetzen, das wäre ein Wille, viel eher schon wert, es so umzusetzen.


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