Warum alle Glaubenssysteme gefährlich sind
Autor : Gerd Raudenbusch
Stand : 05.01.2025
Inhalt
- Die Illusion der Schöpfung
- Die Illusion der Taufe
- Alleiniger Wahrheitsanspruch
- Die Ablösung seiner geistigen Führung des Menschen von Glaubenssystemen
- Führen und Geführtwerden
- Freiheit schämt sich nicht
- Religionen sind konservativ - das Leben nicht
- Was uns die Kirche kostet
- Wie man ein Glaubenssystem zur Herrschaft erfindet
- Radikalisierung des Glaubens
- Auf den Irrwegen der Glaubenssysteme
- Eine Reise zurück
- Was dem Glauben übrig bleibt
- Schlussworte des Autors
- Quellen und weiterführende Links
Die Illusion der Schöpfung
Wir haben Gott nach unserem Ebenbild geschaffen, und nicht umgekehrt. Denn jede Beobachtung trägt die subjektive Handschrift des Beobachters.
Warum hat der Mensch Gott erfunden und bestimmte Eigenschaften in ihn projiziert ? Womöglich...
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Weil der Mensch zur Kreativität und zur Vorstellung von übermenschlichen Wesen fähig ist
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Wegen der Suche nach Antworten auf die ewigen Fragen nach dem Woher und Wohin der Welt und des Menschen
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Aufgrund des Bedürfnisses nach Sicherheit, Unendlichkeit und Vollkommenheit
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Durch die Angst vor der Endlichkeit und Begrenzung des menschlichen Daseins.
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Durch Sehnsucht nach einem höheren Sinn und Zweck des Lebens.
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Einige Autoren wie Fulbert Steffensky und Henning Kiene sehen den Glauben an Gott als Reaktion auf die Angst und Begrenzungserfahrungen des Menschen an. Der Mensch projiziert seine eigenen Wünsche, Hoffnungen und Ängste auf eine übermenschliche Instanz, um sich selbst zu verstehen und zu überwinden.
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Andere, wie Ludwig Feuerbach und Sigmund Freud, argumentieren, dass der Mensch Gott als eine Projektion seiner eigenen Tiefen und Bedürfnisse schafft. Der Glaube an Gott sei ein Ausdruck der menschlichen Sehnsucht nach Unendlichkeit, Vollkommenheit und Sicherheit.
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Eine weitere Sichtweise ist, dass der Mensch Gott als eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn und Zweck des Lebens schafft. Der Glaube an Gott ermöglicht es, die Welt zu verstehen und zu ordnen, und bietet eine Perspektive auf die Zukunft und die Endlichkeit des menschlichen Daseins.
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Die Bibel und andere religiöse Texte sprechen von einer Offenbarung Gottes, die von Menschen wie Pharao Echnaton und Propheten wie Moses und Jesus Christus vermittelt wurde. Hierbei handelt es sich um eine Projektion von Gottes Wesen und Handeln durch Menschen, die sich als Mittler zwischen Gott und Mensch verstehen.
Durch diese Projektionen oder Amputationen nimmt sich der Mensch verschiedene Eigenschaften (vor)weg:
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Vertrauen in Gottes Plan: Viele Gebete und Texte betonen die Notwendigkeit, auf Gottes Plan zu vertrauen, auch wenn die Situation schwierig oder unverständlich ist. Dadurch nimmt er sich, dass es seine eigene Vorstellung von Gottes Plan, seine eigene Weisheit und Liebe ist, auf die er sich vetlässt.
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Akzeptanz von Schicksal: Die Bibelstellen und Texte sprechen auch über die Notwendigkeit, das Schicksal zu akzeptieren, auch wenn es unerwünscht ist. Menschen nehmen sich dadurch ihre eigene Macht und Kontrolle weg, weil sie sich davon lösen und sich auf Gottes Führung einlassen.
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Forschung nach Gottes Liebe: Viele Texte betonen die Unendlichkeit und Liebe Gottes, auch wenn Menschen ihre eigenen Fehler und Sünden haben. Menschen nehmen sich dadurch weg, dass sie selbst die Fähigkeit zur Vergebung haben und sich retten können.
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Einstellung zu Schuld und Vergebung: Die Texte sprechen auch über die Notwendigkeit, Schuld und Vergebung zu verstehen und zu akzeptieren. Menschen nehmen sich dadurch ihre eigene Unschuld weg, und erkennen aufgrund von Schuldgefühlen alle möglichen Erniedrigungen an, anstatt sich zu erkennen.
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Ausübung von Macht: Die Zuweisung überlegener Eigenschaften an Götter war ein strategisches Element in der Entwicklung von Religionen. Diese Praktiken halfen nicht nur dabei, soziale Strukturen zu legitimieren, sondern führten auch zur Entstehung komplexer mythologischer Systeme, die tief in den jeweiligen Kulturen verwurzelt sind. In vielen Kulturen, einschließlich der griechischen Mythologie, lassen sich solche Tendenzen beobachten. Die Götter wurden oft mit übermenschlichen Eigenschaften ausgestattet, die die Ideale und Werte der jeweiligen Gesellschaft widerspiegelten. In der griechischen Mythologie beispielsweise wurden die Götter als menschenähnliche Wesen dargestellt, die sowohl übernatürliche Fähigkeiten als auch menschliche Schwächen besaßen. Zeus, als mächtigster Gott, verkörperte Autorität und Kontrolle, während andere Götter spezifische Aspekte des Lebens und der Natur repräsentierten. Die Erzählungen über den Sturz der Titanen durch die olympischen Götter können als Metapher für gesellschaftliche Veränderungen interpretiert werden. Diese Geschichten spiegeln den Übergang von chaotischen zu geordneten Gesellschaften wider, was darauf hindeutet, dass die Götter auch dazu dienten, eine neue soziale Ordnung zu legitimieren. Die religiösen Vorstellungen entwickelten sich oft weiter und führten zu komplexen Mythologien. Die Götter waren nicht nur für das Schicksal der Menschen verantwortlich, sondern auch für Naturphänomene und gesellschaftliche Normen. Dies führte dazu, dass die Menschen ihre Götter in immer abstraktere Rollen drängten, um ihre eigene Existenz und die Welt um sie herum zu erklären. Der Glaube an überlegene Götter diente häufig als Mittel zur Rechtfertigung von Machtansprüchen gegenüber anderen Stämmen oder Kulturen. Indem man seinen eigenen Göttern besondere Eigenschaften zuschrieb, konnte man eine narrative Grundlage schaffen, die den eigenen kulturellen und sozialen Status stärkte.
Die Illusion der Taufe
Die Menschen haben sich in ihrer Geschichte in vielerlei Selbstzerstörung geübt. Und dies nicht zuletzt, weil sie der festen Überzeugung waren, vermeintliche Färbungen verteidigen zu müssen, die sie sich ihrer Seele getauft haben, und die ihrer Empfindung nach anderen Färbungen vorzuziehen wären.
Eine Seele läßt sich aber gar nicht färben oder auf ewig für eine einzige Farbe empathisieren. Diese menschliche Vorstellung ist glücklicherweise eine Illusion. Daher empfinden viele Menschen zu allen Zeiten religiöse Empathisierungen als ein Stigma, das sie entschieden haben, nicht zu ertragen.
Religiöse Bekenntnisse übersehen die menschliche Gemeinsamkeit, daß jeder von uns einen einzigartigen Zugang zum universellen Dasein hat.
»Jedes Einzelsubjekt begreift die Welt mit derselben Logik,
aber es begreift sie von einer anderen Stelle im Sein.«
( Gotthard Günther )
Muss jeder Arsch geweiht sein ?
Obwohl diese menschliche Einzigartigkeit über Haupt das Potential all seiner Potentiale ist, sind aus dem tiefen menschlichen Verlangen, gemeinsam metaphysische Erkenntnisse zu erlangen und sie als gemeinsame Werte zu wahren, immer auch Wahrheitsansprüche erwachsen, welche die Menschheit tief gespalten hat. Religion stellt durch ihren alleinigen Wahrheitsanspruch eine Barriere zu Menschen mit anderen Gesinnungen dar. Die subjektiven, und mithin fantastischen Wahrnehmungen oder Fähigkeiten, die sich manche in ihrem Glauben erfüllt haben, sind für andere durch sinnliche Erkenntnis gar nicht nicht zu verstehen oder zu erfahren - also ihnen auch nicht angemessen.
An wie viel Freiheit kann man noch glauben, wenn der Glaube das Gefängnis ist ?
Ȇber sich selbst,
über seinen eigenen Körper und Geist,
ist ein Individuum souverän.
„Tyrannei der Mehrheit“ dagegen
ist die ungewählte Macht der Mehrheit,
die durch Kontrolle der Etiquette und Moral schreckliche Dinge tun kann.«
( Stuart Mill, englischer Philosoph,
Ökonom und liberaler Denker,
1859 in "On liberty" )
Das übergriffige und anmaßende Gleich-Schalten menschlicher Einzigartigkeit erstickt ihre Potentiale. Was der Eine mit zu viel Herz sieht, entgeht dem anderen mit zu viel Vernunft. Anstatt uns aber gegenseitig auszuschließen, können wir freiwillentlich und ungezwungen mit unseren Potentialen, die wir haben, an denen wachsen, die uns fehlen. Wer das verstanden hat, und dennoch befleckt wurde, kann sich hier enttaufen lassen.
Alleiniger Wahrheitsanspruch
Der überhebliche Wahrheitsanspruch der römisch-katholischen Kirche ist die Überzeugung, dass die Kirche die einzig wahre und autoritative Interpretation der Offenbarung Gottes ist und dass ihre Lehre und Tradition unveränderlich und unfehlbar sind. Damit spricht sie anderen Menschen ihr Gewissen ab und stuft diese sozusagen als Menschen 2. Klasse und Menschen 3. Klasse ein.
Die Kirche betont, dass Jesus Christus die einzig wahre Heilsquelle ist und dass die Kirche, als seine lebendige und sakramentale Präsenz, die einzige Institution ist, die die wahre Lehre und die Heilsuniversalität verkündigt. Dieser Wahrheitsanspruch wird in der Konzilserklärung "Lumen Gentium" (1964) und in der Enzyklika "Veritatis Splendor" (1998!!) von Papst Johannes Paul II. unterstrichen.
Die Kirche lehnt radikal den religiösen Relativismus und den Indifferentismus ab, der die Gleichwertigkeit aller Religionen und die Annahme von Irrtümern in Fragen der Glaubenslehre und der Moral akzeptiert. Stattdessen betont sie die Notwendigkeit, die wahre Lehre und die Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche anzunehmen und zu verteidigen.
Die Kirche vertritt die Überzeugung, dass ihre leitenden Institutionen (Papst, Konzil oder die Gesamtheit der Bischöfe) unter bestimmten Bedingungen nicht irren können und dass ihre Aussagen nie und nimmer widerrufen werden können. Dieser Anspruch wird in der Konzilserklärung "Lumen Gentium" und in der Enzyklika "Mysterium Ecclesiae" (1973) von Papst Paul VI. unterstrichen.
Es gibt Stimmen innerhalb der Kirche, die diesen überheblichen Wahrheitsanspruch kritisch betrachten und Selbstreflektion und dynamische Institutionen fordern, die sich an die Veränderungen der Welt und der Menschen anpassen.
Die Ablösung seiner geistigen Führung des Menschen von Glaubenssystemen
Die Herausforderung des christlichen Glaubens ist vor allem dessen antiquierte Terminologie, und dies trifft offenbar sogar die Christen selbst. Es erscheint ein Muster an der Oberfläche, welches Halt suchende Menschen zur Religion und deren Verfechtung verführt - aber genau damit für konservativen Sand im Getriebe sorgt, welcher der Glaubensrichtung selbst ihre nötige Reformation dauerhaft verwehrt. Die Gnosis, die durchaus als hermeneutischer Reformations- und Verständnisversuch der christlichen Strömungen zu verstehen ist, sieht in Christus den Erlöser von Archonten und legt damit letzten Endes ihren Weg von der ursprünglichen Flucht vor der Realität zur Flucht aus der Welt offen. Obwohl für fromme Herzen die Welt sicher heute weiterhin noch zum davon laufen ist, ist sie erst in dem Moment verloren, in dem keiner mehr an sich selbst glaubt, um sie jetzt und hier besser zu machen. So schrieb E. M. Cioran sinngemäß, daß Gott eine Krankheit sei, an der heute glücklicherweise keiner mehr sterben muss.
Die Herausforderung des theistischen Glaubens im allgemeinen ist zweifellos der Gehorsam. Wer Gott gut genug fälscht, der kann Gläubige wie Marionetten hampeln lassen. Und wieviele Verirrte mit einem Gott- oder Teufelkomplex mag es wohl geben ?
»Dass in den Kirchen gepredigt wird, macht deswegen die Blitzableiter auf ihnen nicht unnötig.«
Georg Christoph Lichtenberg, erster deutscher Professor für Experimentalphysik, 1742-1799
Viele Menschen meinen, die Religion wäre die einzige Möglichkeit, die neben der Wissenschaft wichtigsten Lebensweisheiten und die eigenen Gesinnungen mit anderen Menschen teilen zu können. Dabei sind Ethik, Philosophie und Humanismus, Psychologie, Soziologie und die Künste viel besser geeignet, weil sie nicht ständig nur leere Worte rezitieren oder in vielfach deutbaren Gleichnissen sprechen, sondern existenzielle Fragen mit klaren Gedanken erörtern und kritisch diskutieren.
Künste
Gebete1 beziehen sich auf eine höhere Macht oder eine externe Autorität, an die man sich wendet. Dies führt dazu, dass man sich weniger auf die eigene innere Stärke und Ressourcen verlässt. Künste hingegen ermutigen dazu, die eigenen kreativen Fähigkeiten und Ressourcen zu nutzen, um Selbstausdruck und Selbsterkenntnis zu fördern.
Künste bieten uns die Möglichkeit, uns selbst besser kennenzulernen und unsere eigenen Gedanken, Gefühle und Erfahrungen zu reflektieren. Durch künstlerische Ausdrucksformen wie Malerei, Musik, Tanz oder Schreiben können wir uns mit unseren innersten Empfindungen auseinandersetzen und neue Erkenntnisse über uns selbst gewinnen. Die Künste ermöglichen es uns, uns auf eine tiefere Ebene mit uns selbst zu verbinden und unsere Identität und Persönlichkeit besser zu verstehen und ihre Wunden zu heilen.
Gebete1 geben uns keinerlei Möglichkeit, komplexe Emotionen oder Erfahrungen angemessen zu vermitteln. Im Gegensatz dazu bieten Künste eine breite Palette von Ausdrucksmöglichkeiten, die es ermöglichen, vielfältige Emotionen und Erfahrungen auf kreative Weise auszudrücken.
Künste bieten einen Raum, um Emotionen auszudrücken und zu verarbeiten. Durch künstlerischen Ausdruck können wir unsere Gefühle wie Freude, Trauer, Wut oder Angst zum Ausdruck bringen und uns von emotionalen Belastungen befreien. Dieser Ausdruck kann uns helfen, unsere seelische Gesundheit zu stärken und uns mit unseren Emotionen besser auseinanderzusetzen.
Monotone Gebete1 bieten möglicherweise wenig Raum für tiefe Selbstreflexion und persönliche Entwicklung. Künste hingegen eröffnen Möglichkeiten zur Selbsterkenntnis, zur Auseinandersetzung mit eigenen Emotionen und zur Erkundung verschiedener Perspektiven.
Künste eröffnen uns neue Perspektiven und ermöglichen es uns, die Welt aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Durch den Kontakt mit verschiedenen künstlerischen Werken und Ausdrucksformen können wir unsere eigene Sichtweise erweitern und neue Einsichten gewinnen. Dieser Perspektivenwechsel kann uns dabei helfen, uns selbst und andere besser zu verstehen, unsere seelische Gesundheit zu fördern und so Auswege aus eigenen Problemen zu finden.
Unveränderliche Gebete1 reinigen uns nicht, sondern tragen nur zur weiteren Indoktrination bei, bei der sich die religiösen Schützengräben als tiefe seelische Wunden manifestieren, indem sie bestimmte Ideologien, Überzeugungen oder Wertesysteme einseitig vermitteln und kritische Denkprozesse unterdrücken. Dies kann insbesondere dann der Fall sein, wenn Gebete1 in einem autoritären Kontext verwendet werden, um Menschen zu kontrollieren oder zu manipulieren.
Unveränderliche religiöse Lehren oder Dogmen machen die Seele krank, denn sie lassen keinen Raum für alternative Perspektiven oder kritisches Hinterfragen. Wenn Menschen von Kindheit an dazu ermutigt werden, bestimmte Gebete1 immer wieder zu rezitieren und bestimmte Glaubensinhalte bedingungslos zu akzeptieren, führt dies zu einer einseitigen Sichtweise und einer stark beeinträchtigten geistigen Entwicklung.
Künste haben eine kathartische, reinigende Wirkung, indem sie uns ermöglichen, uns von inneren Konflikten und Spannungen zu befreien. Beispielsweise kann das Betrachten eines Kunstwerks oder das Hören von Musik uns helfen, unsere eigenen inneren Konflikte zu erkennen und zu verarbeiten. Die kathartische Wirkung der Künste kann uns dabei unterstützen, seelische Blockaden zu lösen und ein Gefühl der Befreiung und Erleichterung zu erfahren.
Künste ermöglichen es uns, uns selbst besser kennenzulernen und unsere eigenen inneren Prozesse zu reflektieren. Durch den künstlerischen Ausdruck können wir tiefere Einblicke in unsere Emotionen, Werte und Überzeugungen gewinnen. In Stein gemeiselte Gebete1 hingegen reflektieren stets die gleichen Werte.
Die Sprache der jahrtausende alten Religionen muss heutzutage hermeneutisch studiert werden. Religiöse Schriften wurden oftmals bewusst unverständlich gestaltet, um eine gewisse Exklusivität oder Geheimhaltung zu wahren. In einigen Fällen diente dies dazu, die Bedeutung der Schriften zu schützen oder die Notwendigkeit einer speziellen religiösen Autorität zu betonen : Das Kirchenlatein blieb bekanntermaßen vom gemeinen Volk unverstanden.
Künste haben dagegen die Fähigkeit, Menschen miteinander zu verbinden und eine offene, gemeinsame Sprache zu schaffen. Durch den Austausch von künstlerischen Werken können wir uns mit anderen Menschen verbinden, uns gegenseitig inspirieren und unsere Erfahrungen teilen. Bilder sagen mehr, als tausend Worte.
Gebete1 konzentrieren sich oftmals auf eine höhere Macht. Autoritäten begrüßen Religionen stets als Instrument, um ihre eigenen Ziele zu erreichen oder ihre Macht zu festigen. Autoritäten nutzen Religionen politisch, um ihre politische Agenda voranzutreiben oder ihre Machtbasis zu stärken. Sie verwenden religiöse Symbole, Rituale oder Narrative, um Unterstützung von religiösen Gemeinschaften zu gewinnen oder um religiöse Identitäten zu mobilisieren. Autoritäten manipulieren religiöse Überzeugungen und Lehren, um ihre eigenen Interessen zu fördern. Sie fördern bestimmte Interpretationen von religiösen Texten oder Lehren, die ihren eigenen politischen Zielen entsprechen, während sie andere Interpretationen ablehnen oder unterdrücken.
"Teile und Herrsche" - das ist exakt das uralte Vorgehen derer, die eine Gesellschaft kontrollieren und für ihre Zwecke instrumentalisieren wollen. Bereits der Glaube daran, beherrscht zu werden, ist der erste Schritt, dies auch wahr zu machen. Wieviele Verbrechen schon "in Gottes Namen" verübt wurden, wird von Karlheinz Deschner in den zehn Bänden "Kriminalgeschichte des Christentums" auf etwa 6000 Seiten ausführlich beschrieben.
»Dass Glaube etwas ganz anderes sei als Aberglaube, ist unter allem Aberglauben der größte.«
Karl-Heinz Deschner, Historiker und Schriftsteller, 1924-2014
Aber auch viele andere Autoren, wie z. B. Emma M. White, und anderen Autoren gaben ihr Wort dazu.
Die wahrhaft Schwachen überheben sich stets über Schwächere (zum Beispiel indem sie behaupten, die Vertreter Gottes auf Erden zu sein), die wahrhaft Starken dagegen reichen den Schwächeren die Hand, um ihnen auf die Beine zu helfen.
Künste haben eine soziale Komponente, die den Austausch und die Interaktion mit anderen Menschen ermöglicht. Dieser soziale Aspekt trägt zur Förderung von Verbindung und Wachstum bei.
Ethik
Die Trennung der ethischen von den religiösen Überzeugungen kam durch die immer stärkere Betonung der Vernunft und der Menschenrechte. Als die Wissenschaft moralischer Grundwerte konnte sich Die Ethik von der Religion befreien, indem sie sich zunehmend auf rationale Argumentation und menschliche Erfahrungen stützte. Philosophen wie Kant und die Utilitaristen entwickelten ethische Theorien, die unabhängig von religiösen Dogmen waren, indem sie Prinzipien wie das Wohl des Individuums und die Maximierung des Glücks in den Vordergrund stellten.
Die Menschenrechte waren uns Menschen derart wichtig, daß wir am 10. Dezember 1948 die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verfasst haben. Im Gegensatz zu religiösen Vorschriften und unreflektierten Moralvorstellungen hatten und haben wissenschaftliche und ethische Theorien niemals den Anspruch auf unanfechtbare ewige Alleingültigkeit, sondern sie wachsen stetig und aktuell mit dem Diskurs und der Erkenntnis der Menschheit.
Die Ethik leistet ihren Beitrag zur geistigen Führung, indem sie einen Rahmen für moralische und ethische Entscheidungen bietet. Sie hilft Menschen dabei, ihre Handlungen und Entscheidungen im Einklang mit moralischen Prinzipien und Werten zu treffen. Die innere Führung, die geistige, ethische und moralische Rüstung, bietet einen sinnstiftenden und ethisch-moralischen Halt für Menschen. Ethik trägt dazu bei, dass wir Verantwortung füreinander und der Gesellschaft gegenüber wahrnehmen und moralisch richtige Entscheidungen treffen.
Die Ethik impliziert dienendes Führen, indem sie die Werte der Solidarität als das Prinzip der Gleichheit und des Zusammenhalts unter den Menschen, sowie des Respekts und der Fürsorge fördert. Durch ethisches Handeln, das auf Solidarität basiert, können wir danach streben, das Wohl aller Beteiligten zu fördern und ein gerechtes und harmonisches Zusammenleben zu schaffen.
Die Ethik muss uns stets dazu ermutigen, unsere Macht und Autorität zum Wohl anderer einzusetzen und nicht nur zum eigenen Vorteil, indem sie uns daran erinnert, dass alle Menschen gleichwertig sind und dass es wichtig ist, die Bedürfnisse und Interessen aller zu berücksichtigen.
Wenn wir von Güte und Bosheit sprechen, so waren es von Anfang an WIR durch Erfahrungen von Lust und Schmerz geprägten Menschen, die diese Eigenschaften uns und anderen zu- oder abgesprochen haben. Ein bedeutender Beitrag dazu stammt von Immanuel Kant, der eine autonome Ethik vertritt, die Unabhängigkeit von empirischen Bedingungen und äußerer Gesetzgebung betont. Kant betont die Selbst-Gesetzgebung der reinen praktischen Vernunft als Grundlage für die sittliche Verbindlichkeit.
Philosophie
Davon abgesehen bewegen den Menschen seit jeher existenzielle Fragen; es sind die letzten Fragen, die sich mit z. B. mit dem Verhältnis zwischen Körper und Geist, Liebe, Leben und Tod, Gut und Böse, der menschlichen Natur und der Qualität der Existenz beschäftigen. Der Versuch, die Ideen zu all diesen Fragen und deren Konsequenzen bis in ihre Extreme zu Ende zu denken ist ein Hauptmerkmal der Philosophie, derer sich die Religionen immer gerne bedient haben, wenn sie nicht weiter wußten :
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Im antiken Griechenland gab es eine enge Verbindung zwischen Philosophie und Religion. Philosophen wie Pythagoras und Platon betrachteten die Philosophie als einen Weg, um das Göttliche zu erkennen und sich mit den Göttern zu verbinden.
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Der Islam hat das philosophische Wissen der Griechen für Europa gerettet, indem er während des Mittelalters viele griechische Texte, einschließlich philosophischer Werke ins Arabische übersetzt hat. Europa verlor dieses Wissen der griechischen Philosophie im Mittelalter. Ein Grund war der Zusammenbruch des Römischen Reiches und das darauffolgende Chaos und die Unsicherheit, die in Europa herrschten. Dies führte zu einem Verlust vieler antiker Schriften und einem Rückgang des Interesses an der Philosophie. Auch die Kenntnis des Griechischen ging im Mittelalter weitgehend verloren. Die griechischen Texte wurden nicht mehr aktiv studiert oder übersetzt, und das Wissen um die griechische Philosophie geriet in Vergessenheit. Die muslimischen Gelehrten bewahrten das Wissen der griechischen Philosophie jedoch und trugen später zur Wiederbelebung und Verbreitung dieses Wissens in Europa bei. Theologen wie Thomas von Aquin verwendeten diese Philosophie im Mittelalter, insbesondere die aristotelische Philosophie, um religiöse Konzepte zu erklären und zu verteidigen.
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Im 18. Jahrhundert entwickelte sich die Aufklärung, eine philosophische Bewegung, die sich kritisch mit religiösen Dogmen auseinandersetzte. Philosophen wie Immanuel Kant betonten die Vernunft und die Autonomie des Individuums und hinterfragten traditionelle religiöse Vorstellungen.
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Im 19. Jahrhundert beschäftigte sich Friedrich Nietzsche intensiv mit der Religion und kritisierte sie aus philosophischer Sicht. Er argumentierte, dass die Religion eine Illusion sei, die den Menschen von seinem wahren Potenzial abhalte.
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Im 20. Jahrhundert entwickelte sich die Existenzialistische Philosophie, die sich mit Fragen nach dem Sinn des Lebens und der Existenz auseinandersetzte. Existenzialisten wie Jean-Paul Sartre und Albert Camus diskutierten auch die Rolle der Religion in der menschlichen Existenz.
Der entscheidende Durchbruch, in dem sich die Philosophie von den Klauen der Religion befreien konnte und gesellschaftlich über das magische Denken wuchs, war im Zeitalter der Renaissance (14.-17. Jahrhundert), als sie mit der vorangegangenen Scholastik und mittelalterlichen Denkweise brach. Dieses Zeitalter - als Übergangsperiode zwischen dem Mittelalter und der Neuzeit - hatte weitreichende Auswirkungen auf alle Lebensbereiche, wie Politik, Religion, Kunst, Kultur und Wissenschaft. Dieser Wendepunkt in der Geschichte Europas war die Grundlage für die Entwicklungen und Veränderungen, welche die moderne Welt geprägt haben.
Die Philosophie ist seitdem der Religion in mehreren Aspekten überlegen. Im Fokus der modernen Philosophie steht die Frage, wie das Subjekt die Welt um sich herum erkennen kann. Die Wissenschaft und die Philosophie haben sich vereint, um diese Frage zu beantworten.
Die Suche von Wahrheiten in göttlichen Erklärungen wurde durch die Rationalität abgelöst und dadurch die Autorität der "Heiligen Schrift" gebrochen. Es steht der Mensch im Vordergrund (Anthropozentrismus) und nicht mehr der Glaube an Gott als Quelle jeglicher Wahrheit und Gewissheit (Theozentrismus).
Mit dem Aufkommen der experimentellen Wissenschaften, die auf moderner Mathematik basieren, übernahm die Philosophie deren methodische Herangehensweise. Daher bietet die Philosophie seit langem eine kritische Reflexion über religiöse Überzeugungen, Praktiken und Konzepte und erlaubt es, religiöse Vorstellungen und Glaubenssysteme aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und zu hinterfragen. Dadurch kann ein tieferes Verständnis und eine kritische Auseinandersetzung mit tiefgreifenden Fragen und Themen erreicht werden.
Die Philosophie legt Wert auf rationale Argumentation und logisches Denken. Sie versucht, Fragen und Probleme auf eine rationale und argumentative Weise zu analysieren und zu diskutieren. Dies ermöglicht eine differenzierte Betrachtung und Bewertung von Ansichten und Argumenten, die auch religiös sein können.
Die Philosophie eröffnet einen Raum für den interreligiösen sowie religionsfreien Dialog und den Umgang mit der Vielfalt menschlicher Weltanschauungen. Sie ermöglicht es, verschiedene Traditionen und Perspektiven zu erforschen und zu vergleichen. Dadurch kann ein Verständnis für die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen verschiedenen Kulturen entwickelt werden.
Die Philosophie ist nicht an eine bestimmte religiöse Tradition gebunden. Sie kann sich mit verschiedenen Vorstellungen und Konzepten auseinandersetzen und ist nicht auf die Lehren einer spezifischen Religion beschränkt. Dies ermöglicht eine unabhängige und offene Untersuchung weltanschaulicher Fragen.
Soziologie
Die Soziologie betrachtet Weltanschauungen aus einer wissenschaftlichen und sozialen Perspektive. Sie analysiert die sozialen, kulturellen und politischen Dimensionen und untersucht, wie sie in verschiedenen Gesellschaften funktionieren. Glaubenssysteme können lediglich die spirituellen und metaphysischen Aspekte des Glaubens betrachten und sich mit Fragen des Glaubens, der Spiritualität und des Transzendenten befassen - wozu die Philosophie ebenso imstande ist.
Die Soziologie verwendet wissenschaftliche Methoden wie empirische Forschung, Datenerhebung und statistische Analysen. Sie betrachtet die Religion als soziales Phänomen und versucht, Muster, Trends und Zusammenhänge in Bezug auf religiöse Praktiken, Überzeugungen und Institutionen zu identifizieren. Die Religion hingegen beschränkt sich auf theologische und philosophische Ansätze, um Fragen des Glaubens und der Spiritualität zu erforschen. Sie interessiert sich für die Auswirkungen der Religion auf die Gesellschaft, die soziale Integration, den sozialen Wandel und andere soziale Prozesse.
Humanismus
Der Humanismus ist eine weltliche Weltanschauung, die sich auf die Werte und Würde des Menschen konzentriert. Er basiert auf der Überzeugung, dass der Mensch in der Lage ist, sein eigenes Leben und seine Welt zu verstehen, zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Religion hingegen ist ein Glaubenssystem, das an eine höhere Macht oder an übernatürliche Kräfte glaubt und oft bestimmte Rituale, Gebote und Glaubenssätze hat.
Im Humanismus liegt die Autorität bei der Vernunft, der Wissenschaft und den Erfahrungen des Menschen. Humanisten betrachten die Vernunft und die wissenschaftliche Methode als Grundlage für das Verständnis der Welt. Religion hingegen bezieht ihre Autorität aus heiligen Schriften, religiösen Führern oder göttlicher Offenbarung.
Der Humanismus zielt darauf ab, das Wohlergehen und die Entwicklung des Menschen in dieser Welt zu fördern. Er betont die Bedeutung von Bildung, Wissenschaft, Ethik und sozialer Gerechtigkeit. Religion hingegen konzentriert sich oft auf die Verehrung einer höheren Macht, das Erreichen eines spirituellen Ziels oder die Erfüllung religiöser Pflichten.
Der Humanismus legt den Schwerpunkt auf das Leben im Hier und Jetzt und betont die Bedeutung des menschlichen Wohlbefindens in dieser Welt. Religionen hingegen glauben oft an ein Leben nach dem Tod und legen Wert auf die Vorbereitung auf ein Leben im Jenseits.
Religionen haben oft spezifische Rituale, Gebete1, Gottesdienste und religiöse Praktiken, die von Gläubigen befolgt werden. Im Humanismus gibt es keine spezifischen religiösen Rituale, sondern eher eine Betonung der Vernunft, der Ethik und des sozialen Engagements.
Die Zehn (An)gebote des ebolutionären Humanismus stellen sich bewußt den christlichen zehn Geboten gegenüber und machen klar, daß jede Weisheit irgendwann zu einer Torheit wird und Weisheiten nur Wegbegleiter des Menschen sein können, aus denen es aus heutiger Sicht töricht ist, daraus moralische Korsette zu schmieden.
Psychologie
Gott kann als ein Anzeichen für infantile Lebensgefühle, die durch fehlende oder nicht verinnerlichte Bildung entstanden sind, verstanden werden, da die Vernunft das magische Denken nie bewältigen konnte. Als Vorstufe des rationalen Denkens tritt bei Kindern magisches Denken etwa in Form des Glaubens an Wirkungen von Zauberei, Beschwörungen oder Wunschdenken auf.
In unserer Gesellschaft zielt die Werbe- und Unterhaltungsindustrie auf eine breite Altersgruppe von 14 bis 49 Jahren ab, was die altersspezifischen Schranken zwischen Kindheit und Erwachsenenheit aufhebt und die Infantilisierung strukturell im Markt verankert. Kinder- und Jugendbücher, -filme oder Comics werden heute vielfach von Erwachsenen konsumiert, was den Grenzen zwischen Kindheit und Erwachsenheit abträglich ist. Die Medien- und Konsumkultur fördert eine allgemeine Infantilisierung, indem sie Erwachsenen infantile Inhalte und Erlebnisse an die Hand gibt, um ihre Konsumlust zu erhöhen und sie leichter zu manipulieren.
Der "Nanny-Staat" verwandelt, nach der Beschreibung von Pascal Bruckner, den Menschen in ein realitätsfernes, fremdbestimmtes Kindheitswesen, das in einer Traumwelt lebt.
So erzeugt die Gesellschaft einen Sog in Richtung einer "Infantilisierung", indem sie Erwachsenen infantile Verhaltensweisen und Erlebnisse nahebringt, wie zum Beispiel das Verwerfen von Stofftieren und das Besingen. Diese Infantilisierung kann auch als eine Strategie und Manipulation angesehen werden, um Menschen zu kontrollieren und zu beeinflussen. Die Medien- und Konsumkultur kann Menschen dazu bringen, infantile Verhaltensweisen und Erlebnisse zu bevorzugen, um ihre Konsumlust zu erhöhen und sie leichter zu manipulieren.
Bis heute ist eine der größten Schwächen der Menschheit ihre Anfälligkeit für Wahngedanken. Julian Jaynes begründet die Entwicklung von Religionen in seinem Buch "Der Ursprung des Bewusstseins".
Er identifiziert psychische Phänomene, die heute noch feststellbar sind, als Relikte früherer Entwicklungsstufen. Jaynes argumentiert, dass in der Vergangenheit das menschliche Bewusstsein anders funktionierte und dass die Menschen in einer Art "bikameralen Psyche" lebten.
In dieser Phase wurden Stimmen und Eingebungen als göttliche Botschaften wahrgenommen, die von außen kamen. Diese Erfahrungen führten zur Entstehung von Göttervorstellungen und religiösen Praktiken. Julian Jaynes begründet das Stimmenhören in seinem Buch dadurch, dass in der frühen Menschheitsgeschichte die menschliche Psyche bikameral war, was bedeutet, dass das Bewusstseine in zwei getrennten Kammern oder Instanzen existierten. Eine Kammer war für das Hören von Stimmen zuständig, die als göttliche Befehle oder Anweisungen interpretiert wurden, während die andere Kammer für die Ausführung dieser Anweisungen verantwortlich war.
Jaynes schließt aus dem umfassenden Studium alter Schriften, dass das Stimmenhören in bikameralen Gesellschaften weit verbreitet war und als normale Erfahrung angesehen wurde. Er argumentiert, dass sich das Bewusstsein im Laufe der Zeit entwickelt hat und dass das Stimmenhören mit dem Zusammenbruch der bikameralen Psyche allmählich abnahm. Die bikamerale Psyche ist heute bei gesunden Menschen dem autonomen, exekutiven und selbstbestimmten Bewußtsein gewichen.
Die Psychologie hat als Wissenschaft, die sich per Definition mit dem Erleben und Verhalten des Menschen befasst, heutzutage einen großen Einfluss auf unser Verständnis von uns selbst. Sie liefert Erklärungen für menschliches Verhalten, Emotionen, Motivation und kognitive Prozesse. Durch psychologische Forschung und Erkenntnisse können wir uns besser verstehen und unsere Handlungen und Entscheidungen reflektieren.
Mit ihren vielfältigen Beiträgen zum Verständnis von Gesundheit und Krankheit erlaubt sie uns einen unverhohlenen und klaren Blick darauf, wie sehr uns die Unterdrückung unserer Sexualität krank macht. Sigmund Freud argumentierte, dass die Unterdrückung der sexuellen Sehnsüchte zu psychischen Konflikten führt, die sich in neurotischen Verhaltensweisen, Angststörungen oder Depressionen äußern. Darüber hinaus betont die humanistische Psychologie die Bedeutung der Selbstverwirklichung und des Ausdrucks der eigenen Bedürfnisse.
Die Psychologie hat damit ebenso zur Desillusionierung des Teufels beigetragen, indem sie Erklärungsansätze für das Phänomen des Glaubens an übernatürliche Wesen und dämonische Kräfte bietet. Der Ansatz der Psychologie dazu ist die Untersuchung von Halluzinationen und Wahnvorstellungen, die möglicherweise mit dem Glauben an den Teufel in Verbindung stehen. Durch die Erforschung der kognitiven Prozesse und neurologischen Grundlagen solcher Erfahrungen bieten Psychologen Erklärungen für das Stimmenhören oder andere Phänomene, die früher möglicherweise als dämonischen Ursprungs angesehen wurden.
Darüber hinaus hat die Psychologie auch zur Erforschung von sozialen und kulturellen Einflüssen auf den Glauben an den Teufel beigetragen. Durch die Untersuchung von kulturellen Überzeugungen, religiösen Praktiken und sozialen Normen können Psychologen heute erklären, wie der Glaube an den Teufel in bestimmten Gesellschaften entstand und bis heute aufrechterhalten wird. Religiöse Überzeugungen, Erziehung und gesellschaftliche Normen tragen dazu bei, dass Menschen an die Existenz des Teufels glauben und diesen Glauben aufrechterhalten.
Ein weiterer Faktor ist die kognitive Verarbeitung von Informationen. Menschen neigen dazu, nach Mustern zu suchen und Ereignisse zu erklären. Wenn negative Ereignisse oder unerklärliche Phänomene auftreten, kann der Glaube an den Teufel als Erklärung dienen. Dies kann mit kognitiven Verzerrungen und Wahrnehmungsverzerrungen zusammenhängen.
Darüber hinaus kann das Aufrechterhalten des Glaubens an den Teufel auch mit emotionalen Bedürfnissen verbunden sein. Der Glaube an den Teufel kann Menschen ein Gefühl von Kontrolle und Sicherheit geben, indem er eine Erklärung für das Böse in der Welt bietet und eine Möglichkeit, damit umzugehen.
Die Desillusionierung des Teufels hängt von individuellen Interpretationen und Glaubenssystemen ab. In der christlichen Lehre wird der Teufel als personifiziertes Böses betrachtet, das die Menschen verführt und zum Bösen verleitet.
In der psychoanalytischen Theorie von Sigmund Freud spielt die Angst die zentrale Rolle. Freud argumentierte, dass Angst oft mit dem Unheimlichen und Bedrohlichen verbunden ist. Der Teufel wird oft als eine bedrohliche Figur wahrgenommen, die Angst erzeugt. Somit kann das Unterbewusstsein die Angst rückwirkend auch als Teufel personifizieren.
Der französische Psychoanalytiker Jacques Lacan (1901–1981) bezeichnet die sogenannte "Kastrationsangst" als eine zentrale psychische Dynamik, der sich das Kind ausgesetzt fühlt, als "Nein-des-Vaters" (Non-du-Père). Dieses Nein kann sowohl vom Vater selbst als auch von anderen Personen „Im-Namen-des-Vaters" ausgesprochen werden.
Diese symbolische Kastration bezieht sich unterbewusst auf den Verlust oder die Bedrohung von Macht oder Potenz. In einigen kulturellen und religiösen Vorstellungen wird der Teufel sogar als eine Figur betrachtet, die Macht über die Sexualität und Potenz hat. Die symbolische Kastration wird daher mit dem Teufel in Verbindung gebracht.
Dies macht eine positive Rückkopplung zwischen sexueller Scham und Enthaltsamkeit und religiösem Glauben sichtbar : Wer seine Sexualität unterdrückt, übt Druck auf seine religiös geprägten satanischen Ängste aus, die ihn jedoch noch weiter in das Trauma der Gottesfurcht hinein treiben.
Sich heute wieder den Verirrungen von Verfechtern zu untergeben, die mit Allmächten blenden, ist fraglos eine Verantwortungslosigkeit, die wir hinterfragen und auf lange Sicht verhindern müssen. So könnte man wohlwollend meinen, das Blicken der menschlichen Psyche in wesenhafte Engramme wie "Gott" und "Teufel" wäre ihr erster Versuch, sich mit ihren archetypischen Herausforderungen, dem Über-Ich, dem "großen Anderen" auseinanderzusetzen.
Führen und Geführtwerden
Von der Geburt bis zum Tod brauchen wir immer genau die Führung zu den höchsten menschlichen Idealen, die wir uns selbst nicht geben können. Da aber keine empathische und intelligente Existenz weniger wert ist, als eine andere, scheiden dafür jegliche hierarchische Vorstellungen aus. Führung muss da aufhören, wo die Selbstbestimmtheit der Geführten zu Händen an Gefängnisgittern geworden ist, und diese können erst dann umarmt werden, wenn die Führung dieses Loslassen zustandebringt.
Ein selbstbestimmter Mensch führt in sich nur solche Kräfte, die seine Ziele verfolgen und gibt sich freiwillig nur solchen hin, die er selbst voranbringen, und für die er ein emergentes Bewußtsein entwickeln will. Diese selbstbewußte Ganzheit, die selbstbewußte Teilheit und dieses dienende Führen ist alleine unserem eigenen universellen Dasein geschuldet. Glaubenssysteme führen letzten Endes, wie alle Systeme, in dem Moment nur noch zur Infantilisierung, in dem sie einer herausgewachsenen Gesellschaft nur noch als Paternalismus erscheinen und niemanden mehr wachsen lassen.
Das kognitive Dreieck gibt uns ein mächtiges Werkzeug in die Hand, unsere Gefühle von Religion und Aberglaube zu befreien, ohne dabei emotional entwurzelt zu werden. Durch ein Handeln, welches die fremden und eigenen Mythen hinterfragt und uns von viele Ängsten Erleichterung verschafft, erschaffen wir ein neues Wohlgefühl von Geborgenheit in der Welt als Mensch, der aufrecht steht und nicht mehr kniefällig ist, indem er seine Gefühle kultiviert.
Freiheit schämt sich nicht
Daß die Kindeserziehung im allgemeinen auch geistige Kastrationen mit sich bringt, ist wohl nicht zu vermeiden - kein Mensch ist perfekt. Daß Glaubenssysteme jedoch diese Kastration inform von Schuldkomplexen tatsächlich lebenslang als "Marionettenhaken" manifestieren und uns den Zugang zu der wichtigsten Vitalquelle des Lebens, nämlich zu unserer eigenen Sexualität abspenstig machen, ist ein Verbrechen an der Menschheit.
Die Kastration wird zur Selbstkasteiung
Unverschämtheit ist eine sexuelle Befreiung, die die Selbstkastration beendet und die Befreiung von jeglicher Kastration überhaupt ermöglicht. Wie unten, so oben.
Wie lustvoll kann Nacktbaden, ein Sommerregen oder Barfußlaufen sein ? Und wieviel Lust hätte Gott an seinem Universum ?
Das unaufhörliche Mißbillingen fehlender sexueller Enthaltsamkeit (das "Verschütten des Hermes-Kelches" in der "Sexualmagie"), drängt jeden modernen, aufgeklärten Menschen, der ein natürliches und ungestörtes Verhältnis zu seinem Körper haben möchte, unmittelbar in Schuldgefühle und Gewissenskonflikte, und darüberhinaus weit ins magische Denken zurück.
Der Umgang mit Schuld außerhalb unseres Rechtssystems KANN weder jemanden BEschuldigen, noch etwas ENTschuldigen. Wenn Moral ethischer Pflege zukommen soll, muss sie verbindlich sein und unabhängig von Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand sein.
Die Kirche glaubt immernoch, sich ihre Schuld als "Vertreter Gottes" selbst von den Schultern nehmen zu dürfen, dafür, daß sie mit ihrer Schuld-Unterstellung per se Menschen dazu gebracht hat, ein derart perverses Verhältnis zu ihrer Sexualität zu entwickeln, daß diese mit dieser Perversion sogar das Leben ihrer Schutzbefohlenen zerstören.
Das Monster mit dem Kopf in Rom zu bezähmen - wieviel Menschen muss es noch beschämen ?
Es ist traurig, daß es Systeme gibt, die Menschen mit Schuld penetrieren, bis diese ihrerseits diese Penetration tatsächlich und leibhaftig wieder zur Schuld werden lassen.
Wir sind heute soweit gekommen, den Glauben an eine Erbsünde erschaffen zu haben, die den Schuldkomplex per Glaubensbekenntnis wie ein Virus fortpflanzungsfähig macht. So weit, daß wir uns vor den Auswüchsen dieser Schuld-Unterstellung heute zutiefst ekeln müssen.
Nachsicht und Wiedergutmachung - das muss auch im Geiste derer stattfinden, die sich diesem Dogma der Schuld unterworfen haben, denn bis zu diesem Tag wirft es uns alle als Gesellschaft wie Blei nieder, daß wir uns die Schuld der Schuld aufladen liesen, und zugesehen haben, wie sie Menschen, die unsere Seelenangelegenheiten sorgen sollten, krank werden lies, anstatt ihnen das Grundrecht zuzugestehen, ihre eigene Natur in die Arme nehmen zu dürfen. Das Christentum ist zum Krisentum geworden.
Die Reinheit der abrahamitischen Religionen ist unfruchtbar - die des Menschen ist es nicht.
Zu spekulativ und unwägbar dagegen erscheint die Frage, ob die Herausforderungen christlicher Kirchen mit menschlicher Sexualität auf einen Madonna-Hure-Komplex zurückzuführen ist, bei dem Männer eine Sexualpartnerin begehren, die erniedrigt wurde (die Hure), während sie die respektierte Partnerin (die Madonna) aufgrund inzestiöser Gefühle zu ihr nicht begehren können.
Religionen sind konservativ - das Leben nicht
Die katholische Kirche hat die strengste Haltung gegenüber Verhütung und Onanie:
- Verhütungsmittel sind in der katholischen Kirche verbotten.
- Ihrer Meinung nach hat Gott im sexuellen Akt die Vereinigung der Eheleute und die Weitergabe des Lebens an die Nachkommen miteinander verbunden. Darum ist es nicht erlaubt, Sex und Fortpflanzung voneinander zu trennen, indem man Verhütungsmittel benutzt oder sich sterilisieren lässt.
- Die "zeitweise Enthaltsamkeit oder die Wahl unfruchtbarer Perioden für den Sex" gilt als einzige mögliche Form der Familienplanung akzeptiert
Auch im Judentum ist die Zeugung von Nachkommen eine religiöse Pflicht für Männer. Damit verurteilen diese Strömungen implizit alle Menschen, die Sex wollen, aber keine Kinder haben, zu Antinatalisten. Obwohl auch Antinatalismus seine Berechtigung hat, ist das Recht auf Kinderlosigkeit keinesfalls nur durch antinatalistische Argumente begründbar.
Aus einer breiteren evolutionären Perspektive trägt Kinderlosigkeit einiger Menschen dazu bei, Ressourcen innerhalb der Population besser zu verteilen. In Zeiten von Ressourcenknappheit kann eine geringere Geburtenrate durch freiwillige Kinderlosigkeit den Druck auf die Umwelt reduzieren und so das Überleben der Gesamtpopulation sichern. Die Konzentration von Ressourcen auf weniger Nachkommen kann zu einer höheren Qualität der Versorgung und Bildung führen, was langfristig vorteilhaft sein kann. Obwohl kinderlose Menschen ihre Gene nicht direkt weitergeben, tragen sie zur genetischen Vielfalt der Population bei:
- Sie können als "Genreservoir" dienen, das in zukünftigen Generationen durch Verwandte aktiviert werden kann.
- Die Existenz kinderloser Individuen könnte ein evolutionärer Mechanismus sein, um die Übertragung potenziell nachteiliger Gene zu reduzieren.
Der Humanismus betont die Bedeutung individueller Entfaltung und persönlichen Wachstums. Kinderlose Menschen können ihre Zeit und Ressourcen nutzen, um auf andere Weise zur Gesellschaft beizutragen, etwa durch ehrenamtliches Engagement oder berufliche Leistungen. Es gibt auch Religionen, die anerkennen, dass Menschen unterschiedliche Berufungen haben können und Kinderlosigkeit eine Form des Dienstes an der Gemeinschaft sein kann. Aus ethischer Sicht ist es daher absolut vertretbar, sich auf die Verbesserung der Lebensqualität zu konzentrieren, anstatt neues Leben zu schaffen.
- Wissenschaft und Forschung: Kinderlose Menschen haben die Möglichkeit, sich intensiver der Forschung widmen, was zu Fortschritten in Medizin, Technologie und anderen Bereichen führt, die das Überleben und die Anpassungsfähigkeit der gesamten Spezies verbessern.
- Kunst und Kultur: Die Entwicklung von Kunst und Kultur trägt zur kognitiven und emotionalen Entwicklung der Menschheit bei, was langfristig evolutionäre Vorteile haben kann.
- Soziales Engagement: Kinderlose Menschen haben oft mehr Kapazitäten, sich für andere einzusetzen, sei es in Form von Pflege, Mentoring oder gesellschaftlichem Engagement.
In vielen Kulturen spielen kinderlose Verwandte auch eine wichtige Rolle bei der Unterstützung ihrer Geschwister und deren Nachkommen:
- Sie können als zusätzliche Betreuer und Mentoren fungieren, was die Überlebenschancen und den Erfolg der nächsten Generation erhöht.
- Durch die Unterstützung von Verwandten tragen sie indirekt zur Weitergabe ähnlicher Gene bei (Theorie der inklusiven Fitness).
All diese Argumente sind nicht antinatalistisch, denn sie lehnen die Fortpflanzung nicht grundsätzlich ab, sondern unterstützen die individuelle Entscheidungsfreiheit und die Vielfalt möglicher Lebensentwürfe. Im Gegensatz zum Antinatalismus, der die Fortpflanzung generell als ethisch problematisch betrachtet, erkennen diese Perspektiven den Wert sowohl von Elternschaft als auch von Kinderlosigkeit an. Die Anerkennung und Toleranz verschiedener gleichwertiger Lebensentwürfe ist ein wichtiges gesellschaftlich notwendiges Element, das die einfache Tatsache der Kinderlosigkeit als absolut legitime Option begründet.
Manche Menschen entwickeln charakterbedingt ein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis und verhalten sich eher konservativ. Dieser Reim beschreibt sie so :
Und ist es oft nur Parodie,
pfeift er doch stets die Melodie,
die ihm schon seine Alten pfiffen,
ihn zum „rechten“ Menschen schliffen.
Manchmal sind es diese Menschen, die zum Schluß noch aufrecht stehen, während ihre Mitmenschen von falschen Idealen zu Verbrechen VER-führt wurden. Die Frage ist, aus welchen Überzeugungen ?
Die religiösen Verbrechen, die die Menschheit plagte, waren Glaubenskriege mit Folter, Vergewaltigung und Verstümmelung inform von Kreuzzügen, Hexenverbrennung und die Inquisition. Bis heute führen wir Glaubenskriege, z. B. zwischen Nigeria und Mali und zwischen Palästina und Israel.
Und die Verbrechen religiöser Moral sind Zwangsheirat, Genitalverstümmelung, das Verwehren von selbstbestimmtem Sterben und Abtreibung, sowie die Ausartung von Vorstellungen über Blasphemie.
Wenn wir nicht selbst handeln, dann wird mit uns gehandelt werden. Religion unterstützt diese passive, verantwortungslose Haltung mit stetigem Blick in die Vergangenheit, anstatt in die Zukunft.
»Wer das Atom spalten kann und über Satelliten kommuniziert,
muss die hierfür erforderliche intellektuelle und emotionale Reife besitzen.
Diese zeichnet sich u. a. dadurch aus,
dass man in der Lage ist, falsche Ideen sterben zu lassen, bevor Menschen für falsche Ideen sterben müssen.«
(Michael Schmidt-Salomon,
aus dem Manifest des evolutionären Humanismus)
Religion füllt nicht etwa den blinden Fleck in der wissenschaftlichen Erkenntnis des Menschen, sie verschließt seine Augen komplett! Wir müssen jedoch mit offenen Augen in unsere Zukunft schreiten, um die bestmöglichen Entscheidungen treffen zu können und um nicht stur und ignorant wieder und wieder die gleichen Fehler der Vergangenheit zu machen, aus denen wir längst gelernt haben könnten - auch und gerade dann nicht, wenn diese Fehler durch eine Religion legitimiert wurden oder noch immer werden. Wir müssen damit aufhören - J E T Z T !
Religionszugehörigkeit säht Zwietracht, da die Aussagen der fast 5000 verschiedenen Glaubenssysteme sich gegenseitig widersprechen.
Die Tatsache, daß die hermeneutischen Deutungen von am Ende in Rabulistik und Wortklauberei enden, hat bereits Arthur Schopenhauer zu "Eristische Dialektik: Die Kunst, immer Recht zu behalten" inspiriert. Diese fast irrwitzigen aber befreienden Erkenntnisse haben - mit der Göttin Eris als Leitfigur - auch den Diskordianismus geboren, eine Religion, welche strikt verbietet, an sie zu glauben, um die ganze Absurdität des Glaubens vorzuführen.
Was uns die Kirche kostet
Die Kirche bleibt leider nicht in ihrem Dorf. Es wäre anständig, wenn sie ihre Kirchensteuern lediglich als eine Art Mitgliedsbeitrag kassierte, weil jeder Einzelne eine Wahl hätte. Doch tatsächlich fließen ihr jährlich zig Milliarden an Staatsgeldern, also von uns Allen zu, und zwar von unseren regulären Steuergeldern, ob wir das wollen oder nicht!
Ein Bischof kann bis zu 12000€ monatlich verdienen (unter anderem fürs beten!) und er ist von vielen Steuern befreit, hat ein Geschäftswagen und eine Dienstwohnung. Eine Pflegekraft dagegen ist, wie wir wissen, chronisch unterbezahlt und kann im Laufe ihrer Karriere vielleicht auf gerade maximal 3000€ monatlich kommen. Wo bleibt da die Gerechtigkeit?
Die Kirche als Schirmherr für Kindergärten, Pflegeeinrichtungen und Altenheime ist im undemokratischen Vorteil, ideologischen Einfluss ausüben zu können. Die Caritas-Lüge entlarvt, daß die Kirche dabei in Wirklichkeit finanziell fast nichts für alle diese Einrichtungen tut, sondern sich im falschen Licht als Wohltäter darstellt.
Die Staatsleistungen, die die Kirchen in Deutschland erhalten, variieren je nach Bundesland und Kirche. Im Jahr 2022 wurden allein für die katholischen und evangelischen Kirchen in Deutschland etwa 602 Millionen Euro veranschlagt. Dies entspricht durchschnittlich 2,2 Prozent der Gesamteinnahmen der evangelischen Kirchen.
Die Staatsleistungen tragen neben den Kirchensteuern und Subventionen zur Finanzierung der Kirchen bei, unterliegen jedoch keiner Zweckbindung oder Nachweispflicht. Die Staatsleistungen haben historische Gründe und gehen auf den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 zurück, der eine staatliche Entschädigung für die an Frankreich verlorenen linksrheinischen Gebiete vorsah. Die genaue Höhe der Ablösesummen basiert auf den Staatsleistungen, die bei Inkrafttreten der Weimarer Verfassung am 14. August 1919 festgelegt wurden.
Es gibt Diskussionen und Debatten über die Abschaffung der Staatsleistungen, da es ein erklärtes Verfassungsziel ist. Einige argumentieren, dass die Kirchen einen Anspruch auf hohe Kompensationen haben, da ihnen im Laufe der Geschichte Ländereien entzogen wurden. Andere wiederum betonen, dass die finanziellen Vereinbarungen aufgrund der Trennung von Staat und Kirche entstanden sind und auf einer kooperativen Trennung zwischen Staat und Kirchen basieren.
Wie man ein Glaubenssystem zur Herrschaft erfindet
Man könnte eine Gesellschaft versuchen, behaviouristisch zu polarisieren und zu dominieren. Dazu müsste ein religiöses Mem folgende Eigenschaften aufweisen:
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Klar strukturierte Dogmen: Eindeutige, nicht diskutable Lehren und Regeln, die die Mitglieder des Mems binden und von anderen abgrenzen. Dies kann zu einer starken Identität und Gemeinschaft führen, aber auch zu einer Ablehnung von Andersdenkenden.
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Autoritäre Führung: Ein religiöses Mem, das von einer autoritären Führung begleitet wird, kann dazu führen, dass die Mitglieder sich an die Führung und die Lehren des Mems binden und andere als "abtrünnig" oder "gottlos" betrachten.
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Sklavisierung von Moral und Ethik: Ein religiöses Mem, das moralische und ethische Normen diktiert, kann dazu führen, dass die Mitglieder sich von anderen abgrenzen und andere als unmoralisch oder unethisch betrachten.
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Pathos und Emotionalität: Ein religiöses Mem, das starke Emotionen wie Furcht, Liebe oder Erwartung hervorruft, kann dazu führen, dass die Mitglieder sich emotional an das Mem binden und andere als "gottlos" oder "unrettbar" betrachten.
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Kollektive Identität: Ein religiöses Mem, das eine kollektive Identität schafft, kann dazu führen, dass die Mitglieder sich als Teil eines "wahren" oder "eigenen" Volkes oder Gemeinschafts sehen und andere als "fremd" oder "unerwünscht" betrachten.
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Exklusion von Andersdenkenden: Ein religiöses Mem, das Andersdenkende als "abtrünnig" oder "gottlos" betrachtet, kann dazu führen, dass die Mitglieder sich von anderen abgrenzen und diese als "feindlich" oder "gefährlich" betrachten.
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Macht- und Herrschaftsansprüche: Ein religiöses Mem, das Macht- und Herrschaftsansprüche erhebt, kann dazu führen, dass die Mitglieder sich als "göttliche" oder "heilige" Autorität betrachten und andere als "unwürdig" oder "unerwürdige" Menschen.
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Gotteslästerung: Die Fragen, die zu viel Erkenntnispotential hätten, und Ausbrüche zuließen, könnte man allesamt als Häresie und Gotteslästerung abtun, um zu verhindern, eines Tages als Scharlatan überführt zu werden.
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Polarität: Alles verteufeln, was nicht den Glaubensregeln entspricht und regelmäßig Ängste vor dem Teufel und dem Bösen schüren.
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Fatalismus: Die Polarisierung zwischen Gut und Böse trägt zum Fatalismus bei, indem sie eine starke Trennung zwischen beiden Konzepten herstellt und damit die Vorstellung von einer unveränderbaren, höheren Macht bestimmten Ordnung fördert.
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Verstärkung von Meinungsunterschieden: Die Polarisierung verstärkt die politischen und sozialen Spannungen zwischen Anhängern des Guten und des Bösen, was dazu führt, dass die jeweiligen Positionen immer mehr unverrückbar und unveränderbar erscheinen.
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Kontextualisierung von Moral: Die Polarisierung stellt die Moral als ein absolutes Wertsystem dar, anstatt als ein relativistisches Konzept, das von Kultur und Zeit abhängt. Dies führt zu der Vorstellung, dass das Böse ein unveränderbares, von der Natur der Dinge bestimmtes Phänomen ist.
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Abstraktion von menschlicher Freiheit: Die Polarisierung läßt die menschliche Freiheit und Verantwortung für Handlungen außer Acht, indem sie die Vorstellung von einer unveränderbaren Ordnung fördert. Dies führt dazu, dass Menschen ihre Handlungen als unabänderlich und von der Macht des Schicksals bestimmt sehen.
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Stärkung weiterer Dualismen: Die Polarisierung kann Dualismen zwischen Gut und Böse, zwischen Ordnung und Chaos, zwischen Vernunft und Unvernunft stärken, was zu einer Vorstellung von einer unveränderbaren, von einer höheren Macht bestimmten Welt führen kann. Einige bereits etablierte wären beispielsweise:
- Hänfte und Sänfte
- Blut und Wasser
- Pech und Schwefel
- Gift und Galle
- Hass und Häme
- Milch und Honig
- Bienen und Blumen
- Glanz und Gloria
- Opfer und Täter
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Kontextuelle Bedingungen
Diese Eigenschaften allein würden aber nicht alleine ausreichen, um eine Gesellschaft zu polarisieren und zu dominieren. Es bedürfte auch einer Reihe von kontextuellen Bedingungen, wie:
- Politische und soziale Unsicherheit
- Wirtschaftliche oder ökologische Herausforderungen
- Kulturelle oder religiöse Konflikte
- Fehlende Institutionen oder Regierungen
In solchen Kontexten hat ein religiöses Mem, das die oben genannten Eigenschaften aufweist, sehr gute Chancen, dass es sich zu einer dominanten Macht entwickelt und die Gesellschaft beherrscht.
Radikalisierung des Glaubens
Am bekanntesten sind uns die "Gottesstaaten", wie Pakistan oder der Iran, wo Berichten der Menschenrechtsorganisationen "Iran Human Rights" und "Together Against the Death Penalty" zufolge mindestens 834 Menschen im Jahr 2023 hingerichtet wurden
Die Teilnahme an Demonstrationen wird als "Verbrechen gegen Gott" geahndet, auf das die Todesstrafe steht. Die Liste der Todeskandidaten in iranischen Gefängnissen ist schier endlos. Das staatliche Morden findet dort gerade kein Ende.
aber auch das westliche Christentum hat Auswüchse der Radikalisierungen. Die Christliche Integrierte Gemeinschaft ist eine religiöse Gemeinschaft, die sich als Teil der christlichen Kirche versteht und sich auf die Weiterentwicklung der Kultur durch ihr Christentum konzentriert. Sie tritt mit einem eigenen christlichen Gemeindeleben auf und versteht sich als freie Kirche ohne Dogmen.
In Wirklichkeit ist es eine sektenartige Vereinigung, die von Papst Benedikt XVI. Ratzinger als wichtigem Fürsprecher der Gemeinde unterstützt und 1978 offiziell als katholischen Verein anerkannt wurde. Als Kardinal stand er der neuen Bewegung aufgeschlossen gegenüber und nahm an verschiedenen Veranstaltungen und Messfeiern der Katholischen Integrierten Gemeinde teil.
Auch die "Zeugen Jevovas" schwören auf die Bibel, um Menschen zu versklaven.
Und wen die klassischen Religionen nicht berühren, der ist oftmals auf dem esoterischen Wege des in die Hände von Seelenfängetn geraten :
Was also bringt Menschen dazu, sich in solche Sackgassen zu verrennen ?
Auf den Irrwegen der Glaubenssysteme
Religion, Glauben und Spiritualität sind verwandte Konzepte, die jedoch unterschiedliche Bedeutungen haben.
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Spiritualität bezieht sich auf die Suche nach einer tiefen Verbindung mit dem Transzendenten, dem Göttlichen oder dem Spirituellen. Es geht um die Erfahrung von Sinn, Zweck und Transzendenz jenseits des Materiellen. Spiritualität kann sowohl innerhalb als auch außerhalb einer religiösen Tradition existieren. Es beinhaltet oft die persönliche Entwicklung, Selbstreflexion, Meditation und die Suche nach spiritueller Erfahrung und Erleuchtung. "Spirit" kann mit "Geist" übersetzt werden, sodaß unter Spiritualität das Wissen über den Geist, Geisteswelten, oder allgemein Wissen über Geistesangelegenheiten verstanden werden kann.
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Glaube bezieht sich auf die individuelle Überzeugung an eine höhere Macht, einen Gott oder eine spirituelle Kraft. Es ist ein persönlicher Ausdruck des Vertrauens und der Hingabe an etwas Göttliches oder Spirituelles. Der Glaube kann unabhängig von einer organisierten Religion existieren und individuell unterschiedlich sein.
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Religion bezieht sich auf eine organisierte Glaubensgemeinschaft mit bestimmten Glaubenssätzen, Ritualen und moralischen Regeln. Religionen haben oft eine Hierarchie von religiösen Führern und Institutionen wie Kirchen, Tempeln oder Moscheen. Religionen bieten ihren Anhängern einen Rahmen für den Glauben, die Anbetung und die Ausübung ihrer religiösen Überzeugungen.
Diese Begriffe sind jedoch nicht eindeutig definiert und können in verschiedenen Kontexten unterschiedliche Bedeutungen haben.
Daß Menschen in ihrem Daseinserlebnis zu einer tiefen, universellen Verbundenheit finden können, liegt in ihrer Natur. Ein wachsender Stolperstein entsteht daraus aber, wenn sie versuchen, diese Verbundenheit zu erklären, zu instrumentalisieren, zu institutionalisieren und blindwütig wie ein Virus memetisch zu verbreiten.
Wie wir Muster erkennen
Die sogenannten "nicht-kontingenten Belohnungsexpetimente (noncontingent reward experiments)" geben uns entscheidende Hinweise zum Sinnfindungs-Mechanismus lebender Systeme.
Paul Watzlawick beschreibt diese zusammengefasst folgendermaßen :
- Die teilnehmenden Versuchspersonen sollen die konsistente Ordnung hinter Zahlenpaaren, die der Versuchsleiter nennt, erkennen und sagen, ob genannte Paare zusammenpassen, oder nicht
- Der Versuchsleiter nennt fortlaufend Zahlenpaare, gibt aber die Rückmeldung zur Antwort der Versuchsperson ("falsch" oder "richtig") ohne ihr Wissen ZUFÄLLIG : anfangs „falsch“, dann immer häufiger „richtig“
- Bei der richtigen Mischung entsehen im Versuchsverlauf im Kopf der Versuchsperson die komplexesten Theorien über die vermutliche Ordnung der Zusammengehörigkeit der Zahlenpaare
- Die Versuchspersonen haben nach der Auflösung des Experiments den Versuchsleiter oftmals noch versucht, von einer „bisher unerkannten“ Ordnung zu überzeugen, trotz seiner Versicherung, daß keinerlei Zusammenhang zwischen den Zahlenpaaren und den von ihm mitgeteilen Ergebnissen bestand
- Ordnung liegt im Auge des Betrachters
- „Sinn“ ist ein Mechanismus zur Reduktion von Komplexität
Wir suchen uns einen Weg durch's Leben; aber die Karte ist nicht das Gebiet, und unsere viablen Lösungswege sind stets subjektiv, wie Handschuhe, die dem Einen passen, dem Anderen nicht, und im besten Fall maßgeschneidert sind.
Weil wir Menschen aufgrund gleicher physiologischer Bauart gemeinsame Wahrnehmungen haben, können wir auch über eine "Wirklichkeit" reden - gegenüber einer wahrhaftigen "Realität" jedoch, wenn es sie gibt, erscheint diese gemeinsame Halluzination, die wir da haben womöglich nur wie ein schwacher Abglanz.
Fehlschlüsse
Bei unserer Erkennung von Mustern und Zusammenhängen erliegen wir klassisch verschiedenen Arten von Fehlschlüssen. Hier sind einige Beispiele:
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Fehlschluss der Homonymie: Dieser Fehlschluss tritt auf, wenn zwei verschiedene Bedeutungen eines Wortes verwechselt werden und daraus eine falsche Schlussfolgerung gezogen wird, so z. B. :
- Bank (Sitzgelegenheit und Geldinstitut),
- Schloss (Gebäude und Verschlussmechanismus),
- Ball (Sportgerät und Fest),
- Schale (Hülle einer Nuss und Gegenstand zur Aufbewahrung),
- Flügel (Musikinstrument und Körperteil von Vögeln)
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Fehlschluss des falschen Ursache-Wirkungs-Zusammenhangs: Dabei wird angenommen, dass ein Ereignis zwingend die Ursache für ein anderes Ereignis ist, obwohl es auch andere mögliche Ursachen geben könnte.
1. Beispiel : Es wird behauptet, dass häufiges Spielen von Ego-Shootern bei Jugendlichen zu Gewaltexzessen führt, dabei spielen, trotz dieser Korrelation noch viele andere Faktoren wie familiäre Umstände oder persönliche Eigenschaften eine Rolle.
2. Beispiel : Es wird beobachtet, dass in Regionen mit weniger Störchen auch weniger Kinder geboren werden. Es besteht eine Korrelation zwischen der Anzahl der Störche und der Geburtenrate. Ein Fehler ist es, anzunehmen, dass die Anwesenheit von Störchen die Ursache für die niedrige Geburtenrate ist. Tatsächlich gibt es wahrscheinlich eine dritte Variable, wie den Industrialisierungsgrad der Region, der sowohl Einfluss auf die Anzahl der Störche als auch auf die Geburtenrate hat.
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Fehlschluss des übermäßigen Verallgemeinerns: Hier wird von einer begrenzten Anzahl von Beispielen auf eine allgemeine Regel geschlossen, ohne ausreichende Beweise zu haben.
1. Beispiel : Eine Person negative Erfahrung mit einem bestimmten Produkt führt bei einer Person zu dem Vorurteil, dass alle Produkte dieser Marke schlecht sind. Dieser Fehlschluss ist eine übermäßige Verallgemeinerung einer einzelnen Erfahrung.
2. Beispiel : Eine positive Erfahrung mit einer bestimmten Diät bringt eine Person dazu, zu behaupten, dass diese Diät für alle Menschen geeignet ist und zu den gleichen Ergebnissen führen wird. Dieser Fehlschluss beruht auf der übermäßigen Verallgemeinerung einer individuellen Erfahrung auf die gesamte Bevölkerung, ohne individuelle Unterschiede, genetische Faktoren oder andere Einflüsse zu berücksichtigen. So entstehen und verbreiten sich Religionen !
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Fehlschluss der falschen Analogie: Hier wird eine Analogie zwischen zwei Situationen gezogen, obwohl die beiden Situationen in Wirklichkeit nicht miteinander vergleichbar sind.
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Fehlschluss des falschen Dilemmas: Dabei wird angenommen, dass es nur zwei mögliche Optionen gibt, obwohl in Wirklichkeit weitere Möglichkeiten existieren.
Beispiel : In einer politischen Diskussion wird behauptet, dass entweder höhere Steuern oder Abbau von Sozialleistungen erfolgen müssen. Dieser Fehlschluss schließt andere mögliche Lösungen und Kompromisse aus, wie beispielsweise die Optimierung der Ausgaben oder die Förderung wirtschaftlicher Entwicklung.
Andere Beispiele sind z. B. Gut und Böse, Himmel und Hölle, Gott und Satan, Licht und Schatten. Jegliche Polarisierung, gewollt oder ungewollt schlägt in diese Kerbe. Daher ist es wichtig, die Vielfalt der Möglichkeiten und subjektiven Perspektiven zu berücksichtigen und keine voreiligen Schlussfolgerungen aufgrund eines vermeintlichen Entweder-Oder-Szenarios zu ziehen.
Im Film "Pleasantville" ist die heile Welt schwarz-weiß. Das kleine "Universum" ist geordnet und selbstvergessen.
Als die Hauptdarsteller aus der realen Welt in die TV-Welt Pleasantville eintauchen, erwecken sie in dieser Welt ein zuvor nie da gewesenes Selbst-Bewußtsein, indem sie einfach sie selbst sind. Der Film veranschaulicht die gesellschaftlichen Herausforderungen zwischen Progressivität und Konservativität durch die Farbgebung. Während Liebe, Kunst und Selbstbestimmung zur Farbe führen, zu der sich die Personen bekennen, bleiben die Figuren schwarz-weiß, die sich neuen Perspektiven prinzipiell verschließen und gedankenlos ihren antiquierten Gewohnheiten folgen und auch an Szenen unserer eigenen Geschichte erinnern, wo Kunst und Wissen herrschsüchtig zensiert wurde.
Und Im Film "Donnie Darko" veranschaulicht der Regisseur Richard Kelly solche eindimensionalen Denk-Schubladen, wie sie sich immer wieder als Risse in der Gesellschaft inform geistiger Dilemmata manifestieren, indem eine Lehrerin ihre Klasse mit einer Liebe-Angst-Polarisierung indoktriniert.
Musikalisch hat sich dieser Sache Roger Waters von Pink Floyd in "The Wall" angenommen, indem er Schüler zeigt, die in einen Fleischwolf laufen, und aus ihnen das gleichförmige Hackfleisch machen, von der sich das Gesellschaftssystem ernährt und dabei systematisch und genozidal über die Leiche von Kreativität und Identität schreitet.
Rein wissenschaftlich ist bereits Heinz von Foerster über diesen Sachverhalt gestoßen. Er nennt Schulen in diesem Zusammenhang "Trivialisierungsanstalten".
Wer Gott gesehen hat, muss auch den Teufel sehen. Wer den Teufel gesehen hat, muss auch Gott sehen. Wer aber beides gesehen hat, hat entdeckt, wie man sein Haupt führt. Bis dahin trägt es nur verschlossene Augen, um sie zu der Sicht zu führen, sehen zu können.
Fehlwahrnehmungen
Pareidolie, das Phänomen, in Dingen und Mustern vermeintliche Gesichter und vertraute Wesen oder Gegenstände zu erkennen, zeigt uns, daß wir gewisse "Abkürzungen" oder Optimierungen in unserer Wahrnehmungen haben, die sich analog zu unseren Bedürfnissen und Lebensumständen gebildet haben.
Solche pareidolischen Phänomene können auch in anderen Wahrnehmungs- und Denkbereichen außer dem Sehen wirken z. B. im pareidolischen Hören, bei dem Menschen in zufälligen Geräuschen oder Tönen vermeintliche Stimmen oder bekannte Klänge hören. Pareidolische Phänomene können auch in anderen Sinnesmodalitäten wie dem Tastsinn auftreten, bei dem Menschen in zufälligen Berührungen oder Texturen Muster oder Formen erkennen können. Darüber hinaus kann das pareidolische Phänomen auch im Denken auftreten. Menschen neigen dazu, in zufälligen Ereignissen oder Mustern eine Bedeutung oder einen Zusammenhang zu sehen, auch wenn keiner vorhanden ist. Dies kann zum Beispiel bei der Interpretation von Zufällen oder beim Erkennen von Mustern in Daten oder Informationen auftreten.
Irrationale Gedanken können auf verschiedene Weise entstehen. Hier sind einige mögliche Ursachen :
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Psychotische Erkrankungen : Bei psychotischen Erkrankungen wie Schizophrenie können Menschen unter irrationalen Gedanken leiden. Diese Gedanken können Zwangsgedanken, plötzliches Interesse an Religion oder Magie, Misstrauen gegenüber anderen und Halluzinationen umfassen.
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Zwangsstörungen :
Menschen mit Zwangsstörungen haben wiederkehrende zwanghafte Handlungen oder Gedanken, die sie nicht kontrollieren können. Obwohl sie erkennen, dass ihre Gedanken irrational sind, können sie ihr Denken und Handeln nicht in den Griff bekommen. -
Negative Denkmuster :
Negative Gedanken können irrational sein und zu Angststörungen führen. Menschen können in bestimmten Situationen automatisch negative Gedanken haben, die ihre Stimmung und ihr Verhalten beeinflussen können. -
Irrationale Überzeugungen :
Manche Menschen haben irrationale Überzeugungen, die ihr Denken und Verhalten beeinflussen können. Diese Überzeugungen können auf ungesunden Denkmustern basieren und zu negativen Gedanken führen.
Jeder Mensch ist einzigartig und die Ursachen für irrationale Gedanken können von Person zu Person unterschiedlich sein. Gedankenkarusselle - das sind wiederholende, aufdringliche und automatische Gedanken - sind eine Art von Grübeln, das oft stundenlang anhalten kann und Menschen daran hindert, einzuschlafen und sich negativ auf ihre Lebensqualität auswirken kann.
Menschen haben durchschnittlich etwa 60.000 Gedanken pro Tag, von denen nur ein kleiner Teil bewusst wahrgenommen wird Es gibt verschiedene Methoden, um ein Gedankenkarussell zu stoppen, wie zum Beispiel das Aufschreiben der Gedanken, um sie aus dem Kopf zu spülen Es ist wichtig, das Grübeln nicht einfach zu ignorieren, insbesondere wenn es regelmäßig auftritt. Es gibt wirksame Strategien, um gegen Grübelattacken vorzugehen und die Gedankenschleifen zu durchbrechen
Man führe man sich vor Augen, daß ausnahmslos jeder von uns bei zeitweisen großen psychischen Belastungen und Stress kurzzeitig in eine bestimmte Richtung driften kann, die zwar zunächst nicht besorgniserregend ist, aber sein aktuelles Wahrheitserlebnis stört :
- Affektive Störungen (Richtung Depression, Aggression oder Manie)
- Angstzustände
- Anpassungs- und Belastungsstörungen
- Aufmerksamkeitsstörung
- Persönlichkeitsstörungen (Borderline, Narzissmus, antisoziale Srörungen)
- Psychotische Störungen (Schizophrenie, wahnhafte Störungen)
- Traumafolgestörungen (posttraumatische Belastungsstörung)
- Störungen durch Substanzen (Drogen, Medikamente, Stoffwechselstörungen)
Damit könnten sicher nicht alle, aber die Mehrzahl von unbekannten Flugobjekten, Geistern, Aliens, brennenden Büschen, weinenden Madonnen und ähnliche Obskuritäten menschlicher Ideen in dieser Welt zuverlässig weg-erklärt werden.
Und diese bleiben in den Köpfen, in denen sie stecken, oft kein Einzelfall. Unser Gehirn erfüllt uns anstandslos fast alle Wünsche der Wahrnehmung, wenn wir nur lange genug und intensiv danach suchen - und es wägt dabei nicht ab und weiß auch nicht von selbst, ob diese Wahrnehmungs-Wünsche unserem Gleichgewicht wirklich gut tun. Dieser großen Verantwortung sollten wir uns bewußt sein und uns dreimal überlegen, welcher Wunder wir wahrhaft Zeuge werden wollen !
Solange wir vor unseren eigenen, verzerrt reflektierten Fratzen und Grimassen weglaufen - und derer beflügelt unsere unparteische Fantasie auf fast sadistische Weise so viele, wie sie nur kann - dürfen wir in diesen Diskussionen über die letzten Fragen wohl keine neuen, schulterschlüssigen Erkenntnisse von uns erwarten, sondern nur einen endlosen, eigensüchtigen Kampf von Ideologien. Am Ende können einige zumindest sagen, sie hatten sich in der Rhetorik geübt.
Aberglaube
Hinter abergläubischen Praktiken kann sich generell der Wunsch verbergen, Unbekanntes oder Bedrohliches (auch Krankheiten) durch beschwörende Handlungen oder Äußerungen zu bannen oder Glück herbeizuführen. Diese Vorstellungen existieren sowohl in kulturell anerkannten, kollektiven Denkmustern und Riten, wie etwa im Glauben an Glück oder Unglück bringende Symbole (geschenkter Unglücksbringer) und Spruchformeln, aber auch auf individueller Ebene mit ganz persönlichen Gegenständen, Gewohnheiten und Handlungen, denen eigene verborgene, lenkende Kräfte zugemessen werden.
Aberglaube entsteht durch den Fehlschluß von Ursache und Wirkung. Das Magazin Gehirn&Geist schrieb 2009 : "Menschen neigen zu der Vorstellung, gleichzeitige Ereignisse seien kausal miteinander verknüpft, obwohl sie in Wirklichkeit voneinander unabhängig sind." Bereits ein- oder zweimaligem zeitlichen Zusammentreffen von zwei Ereignissen würde eine ursächliche Verbindung angenommen, so dass abergläubisches Verhalten relativ schnell entstehe. Umgekehrt jedoch benötige es viele Male des Nichtzusammentreffens, um den abergläubischen Verdacht wieder zu zerstreuen !
Bereits die Gnostiker hatten ihre konkreten Vorstellungen vom Weg. In den 1920ern waren es beispielsweise Charles W. Leadbeater, Helena Blavatsky und Annie Besant, die die Theosophie mit ähnlichen Intensionen gründeten. Es war Rudolf Steiner, der als Vater der Anthroposophie gilt. Es war Aleister Crowley, der Thelema gründete und dem der moderne O. T. O. bis heute folgt. Und es war Robert Monroe, der versuchte, sich bis zum Schluß vom Glauben deutlich zu distanzieren und wissenschaftlich zu bleiben - um nur einige Namen zu nennen.
Der Esoterik-Boom der 1990er brachte dann zu all diesen Lehren die "gechannelten" Botschaften und als weiteres Gegengewicht alle möglichen, schädlichen Verschwörungstheorien hinzu, die in den Esoterik-Läden fortan direkt daneben standen - womöglich genau wie ihre Leserschaft neben sich. Es war genau die gleiche aufgesetzte Scheinheiligkeit, die man, wie schon sonntags in der Dorfkirche, fast ausnahmslos vorfinden konnte.
Sie wollten mit Sophia schlafen -
und am Ende schliefen sie mit ihrer Schwester, der Torheit.
Man kann in allen Glaubenssystemen zusammen nicht die Weisheit finden, die alleine mit offenem Herzen gefunden werden kann. Und die Herzen der Menschen können größer sein, als ihre Religionen, wenn sie es nur wollen.
Religion braucht keine Priester,
Glauben braucht keine Religion,
und Spiritualität braucht keinen Glauben.
Und so kann man nur daran erinnern :
Fallt von alleN Glauben ab !
So Manchem erscheint es als töricht, sein Rad neu zu erfinden und nicht stattdessen den gläubigen Mitmenschen einfach nachzufolgen, so wie dies in anderen Lebensbereichen auch praktikabel ist.
Doch der Tandemsprung des Geistes in die Einzigartigkeit eines jeden Menschen und seines Weges, ihr Verstecken ins Universum wie ein Osterei im Garten, kann nicht nur stattgefunden haben, um verständnislos zu imitieren, was andere für sich gefunden haben. Die Arbeit, dieses eine Rad, unser einzigartiges Selbst, rund zu machen - das können nur wir alleine.
Persönlich gesammelte innere Erkenntnisse können immerzu dazu verführen, in ihre Anbetung zu verfallen und zuletzt in einer passiven Erleuchtungs- oder Erlösungserwartung zu verharren. Brachiale Veränderungen, wenn sie anstehen, bedürfen keines Kniefalls und keiner Unterwerfung. Sie bedürfen keiner Schuld, keiner Verurteilung, keiner Prüfung und keines letzten Gerichts. Und sie bedürfen keiner Illusion der Religion und des Glaubens, sondern dem aufrechten Gang mit dem steten Blick auf Augenhöhe.
Seine eigenen Gottesanbeterinnen sollte man am besten gleich zum Frühstück verspeisen.
Bei der Auseinandersetzung mit verschiedenen Glaubenssystemen, und dies beinhaltet nicht nur die bekannten Weltreligionen Judentum, Islam, Christentum, Buddhismus, Hinduismus, Daoismus und Konfuzianismus, sondern auch die spirituellen Strömungen wie die Theosophie, die Anthroposophie, die Hermetik, den Gnostizismus, das Rosenkreutzertum, Thelema, Wicca, und alle daraus erwachsenen Glaubenszweige, erscheint irgendwann das Eine Märchen so schlecht, wie das Andere. Sicher gibt es große Unterschiede in den Wertvorstellungen, der Modernität und der intellektuellen und emotionalen Qualität - aber es bleiben eben Märchen. Spätestens inform von Kirchen, Orden oder Logen entstehen daraus immer wieder hierarchisch geformte Machtinstrumente. Die resultierende, letzte Einsicht daraus ist :
Eine Reise zurück
Eine Reise, zurück in die Antike, bei der aus Wissen wieder Glauben würde, könnte so aussehen :
Die Reise beginnt: Gegenwart (2024)
In unserer heutigen Zeit koexistieren Religion und Wissenschaft oft in einem angespannten, aber meist friedlichen Verhältnis. Wissenschaftliche Erkenntnisse prägen unser Weltbild, während Religionen weiterhin für viele Menschen eine wichtige spirituelle und moralische Rolle spielen.
Das frühe 21. Jahrhundert
Wir verlören :
- Fortschritte in der Genforschung und Biotechnologie
- Erkenntnisse über das Universum durch moderne Weltraumteleskope
- Globale Vernetzung durch das Internet
Verbrechen kehrten zurück :
- Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung nähme wieder zu
- Religiöser Extremismus gewänne an Boden
Das späte 20. Jahrhundert
Wir verlören :
- Digitale Technologien und Computer
- Mondlandung und Weltraumforschung
- Fortschritte in der Medizin (z.B. Impfstoffe, Antibiotika)
Verbrechen kehrten zurück :
- Rassensegregation
- Kolonialismus und Ausbeutung von Entwicklungsländern
Das frühe 20. Jahrhundert
Wir verlören :
- Relativitätstheorie und Quantenmechanik
- Moderne Psychologie und Psychoanalyse
- Massenproduktion und Fließbandarbeit
Verbrechen kehrten zurück :
- Eugenik und "Rassenhygiene"
- Unterdrückung von Frauen und Minderheiten
Das 19. Jahrhundert
Wir verlören :
- Evolutionstheorie
- Elektrizität und Telegrafie
- Moderne Chemie und Periodensystem
Verbrechen kehrten zurück :
- Sklaverei
- Kinderarbeit in Fabriken
Das 18. Jahrhundert (Aufklärung)
Wir verlören :
- Systematische wissenschaftliche Methodik
- Ideen der Aufklärung (Vernunft, Freiheit, Gleichheit)
- Dampfmaschine und beginnende Industrialisierung
Verbrechen kehrten zurück :
- Hexenverfolgungen
- Folter als legales Mittel der Rechtsprechung
Das 17. Jahrhundert
Wir verlören :
- Teleskop und moderne Astronomie
- Mikroskop und Entdeckung von Mikroorganismen
- Philosophie des Rationalismus
Verbrechen kehrten zurück :
- Religionskriege
- Inquisition und Ketzerverfolgung
Das Mittelalter
Wir verlören :
- Buchdruck und weite Verbreitung von Wissen
- Universitäten als Zentren der Gelehrsamkeit
- Fortschritte in Mathematik und Alchemie
Verbrechen kehrten zurück :
- Feudalismus und Leibeigenschaft
- Kreuzzüge und religiös motivierte Gewalt
Die Antike
Wir verlören :
- Grundlegende mathematische und geometrische Konzepte
- Frühe medizinische Kenntnisse
- Philosophische Grundlagen des kritischen Denkens
Verbrechen kehrten zurück :
- Menschenopfer in religiösen Ritualen
- Sklaverei als akzeptierte gesellschaftliche Norm
In dieser Reise zurück in die Zeit sehen wir, wie sehr die Wissenschaft dazu beigetragen hat, Stück für Stück den Glauben zu Wissen werden zu lassen und von welchen Qualen die Menschheit sich dadurch befreien konnte. Jede Epoche brachte neue Erkenntnisse. Der Gewinn von Wissen und Fähigkeiten ging fast immer einher mit der Ausrottung von grausamen Praktiken, die wir heute als Verbrechen betrachten. Die Freiheit vom Glauben hat dabei eine lange Tradition.
Unter anderem waren bzw. sind folgende Wissenschaftler Atheisten :
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Sylvain Marechal (15.8.1750 - 18.1.1803), französischer Anwalt, Dichter und Philosoph, Erfinder des von Christus befreiten Maréchal-Kalenders, Spätaufklärer, Vertreter des Atheismus und Vordenker des Anarchismus.
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Percy Bysshe Shelley (4.8.1792 - 8.7.1822): Englischer Dichter und Schriftsteller, der als Atheist bekannt war.
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John Stuart Mill (20.5.1806 - 8.5.1873): Britischer Philosoph, Ökonom und Politiker, der als Atheist bekannt war.
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Ernst Haeckel (16.2.1834 - 9.8.1919): Deutscher Biologe, Naturphilosoph und Freidenker, der als Atheist bekannt war.
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Bertrand Russell (18.5.1872 - 2.2.1970), britischer Philosoph, Mathematiker, Religionskritiker und Logiker, Erfinder der Russell'schen Teekanne, um zu veranschaulichen, dass die Beweislast sowohl für Gott, als auch für jegliche Behauptung bei dem liegt, der sie aufstellt, und keinesfalls eine Widerlegungspflicht bei anderen besteht.
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Buenoventura Durruti (14.7.1898 - 20.9.1936), spanischer Anarchist, Kämpfer gegen die Faschisten in Spanien, Atheist.
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Alan Turing (23.6.1912 - 7.6.1954), britischer Logiker, Mathematiker, Kryptoanalytiker und maßgeblicher Theoretiker der Informatik und Computertheorie.
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Francis Crick (8.6.1916 - 28.7.2004), britischer Biophysiker, der als Atheist bekannt war.
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Sir Arthur C. Clarke (16.12.1917), britischer Wissenschaftler und Science Fiction-Autor, der als Atheist bekannt war und seine Anschauung öffentlich vertreten hat.
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Karlheinz Deschner (23.5.1924 - 8.4.2014), deutscher Schriftsteller und Religionskritiker, der als Atheist bekannt war und das Verbrechen der Christen auf 6000 Seiten in 10 Bänden dokumentiert hat.
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James Watson (6.4.1928), amerikanischer Biologe, der als überzeugter Atheist bekannt ist.
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Peter Higgs (29.5.1929 - 8.4.2024), britischer Physiker, als Atheist bekannt, befand die Bezeichnung "Gottesteilchen" für das von ihm zuerst postulierte Higgs-Boson als unpassend.
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Steven Weinberg (3.5.1933 - 23.07.1921), amerikanischer Physiker und Nobelpreisträger, bekannt als Atheist.
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Carl Sagan (9.11.1934 - 20.12.1996), amerikanischer Astronom, Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist, bekannt als Atheist.
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Victor J. Stenger (29.1.1935 - 27.8.2014), amerikanischer Physiker und Atheist, bekannt für seine kritische Haltung gegenüber Religion.
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Richard Dawkins (26.3.1941): Soziobiologe, theoretischer Biologe, Evolutionsbiologe, wissenschaftlicher Wissenschaftstheoretiker und Religionskritiker, der als Vertreter des Atheismus bekannt ist.
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Stephen Hawking (8.1.1942 - 14.3.2018), britischer theoretischer Physiker und Astrophysiker
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Daniel Dennett (28.3.1942): Amerikanischer Philosoph, Kognitionswissenschaftler und Atheist.
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Gerhard Vollmer (17.11.1943): Als Physiker, Philosoph und engagierter Atheist setzte er sich über sechs Jahrzehnte für Menschenrechte, soziale Veränderungen und wissenschaftlich begründete Aufklärung ein.
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Christopher Hitchens (13.4.1949 - 15.12. 2011): Britisch-amerikanischer Autor, Journalist und prominenter Atheist.
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Lawrence Krauss (27.5.1954): Amerikanischer theoretischer Physiker und Kosmologe, bekannt als Atheist und Autor von Büchern über Wissenschaft und Religion.
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David Chalmers (20.4.1966): Australischer Philosoph, bekannt als Atheist.
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Sam Harris (9.4.1967): Amerikanischer Philosoph, Neurowissenschaftler und bekannter Atheist.
Was dem Glauben übrig bleibt
Als vermeintliche Bereicherung unseres Lebens könnten Glaubenssysteme nur noch mit konkreten Beschreibungen übernatürlicher Vorstellungen, sowie deren Ritualen dienen. Solange diese sich aber nicht "irgendwie" positiv im Leben bewähren können, sind sie lediglich den Märchen der Gebrüder Grimm ebenbürtig - und ein schöner Grund, davon erlöst zu lachen.
Das Ausmaß der Arbeit, die mit diesem Lachen vor uns liegt, macht die Forschungsgruppe Weltanschauungen (fowid) klar.
Im Gegensatz zum mit kirchlichen Interessenvertretern überbesetzten Deutschen Ethikrat versuchen das Hans Albert Institut und das Institut für Weltanschauungsrecht (ifw), gesellschaftlich relevante Probleme faktenbasiert zu beleuchten und einen kritisch-rationalen Beitrag zu gegenwärtigen Diskursen zu leisten.
Der Zentralrat der Konfessionsfreien setzt sich für die Trennung des Staates von Kirchen, Religionsgesellschaften und Bekenntnisgemeinschaften im Sinn der religiösen Neutralität und der demokratischen Verfassung des Staates ein. Er fordert ein Ende des sogenannten "Dritten Wegs", so nennen die Kirchen neben dem "Erste Weg" (die Beamtenbesoldung ohne jegliche Mitbestimmung) und dem "Zweite Weg" (die klassischen Tarifverhandlungen in der freien Wirtschaft) ihr System zur Lohnfindung, der ihnen bis heute eine Lizenz zur Diskriminierung gibt. Vor allem im Bereich der evangelischen Diakonie sind zahlreiche Fälle bekannt geworden, in denen Beschäftigte in Tochterfirmen ausgegliedert wurden, um sie schlechter bezahlen zu können. Oder sie wurden in niedrigere Gehaltsgruppen eingruppiert.
In anderen Branchen hätten sich die Mitarbeiter durch gewerkschaftlich organisierte Streiks wehren können. Nicht aber in den Kirchen. Denn hier gilt ein besonderes Arbeitsrecht, das in der Regel weder Tarifverhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern noch das Streikrecht kennt. Anscheinend meint die Kirche auch hier, daß die im kirchlichen Dienst arbeitenden Menschen sich schuld genug fühlen, um sich ungerechte Arbeitsbedingungen als "den Dienst für Gott" verkaufen zu lassen.
»Nicht die Kinder bloss
speist man mit Märchen ab.«
( Gotthold Ephraim Lessing,
1729-1781, deutscher Dichter )
»Es ist einfacher, die Menschen zu täuschen, als sie davon zu überzeugen, dass sie getäuscht worden sind.«
( Mark Twain, 1835-1910, amerikanischer Schriftsteller )
Schlussworte des Autors
»Man darf sich nicht darauf beschränken, nur das zu sehen, woran man glaubt, sondern man sollte auch das glauben, was man offensichtlich sehen kann.« |
Ein chinesisches Sprichwort sagt : "Wer redet, weiß nichts - wer weiß, redet nicht". So resümiert
Gotthard Günther in seiner Arbeit "Identität, Gegenidentität und Negativsprache" :
»Die Engel, die auf der Himmelsleiter hinauf und hinabsteigen, sind nach einer alten Deutung die Worte Gottes. Ohne sie bleibt die letzte Ferne des überirdischen stumm. Diese Stummheit des Eschatologischen wird in jeder Metaphysik von Rang bestätigt.
Das Nirvana ist stumm und Samkara bekräftigt das Schweigen für die Identität atinan gleich brahma in seinem Kommentar zu den Brahmasutras.
Nicht weniger eindringlich ist die Rolle des Schweigens in der areopagitischen und neuplatonischen Gedankenwelt. Die Götter erkennt man an ihrem Schweigen, die Engel am Geheimnis (das ins Unaussprechliche überleitet) und die Menschen an der Rede. Bei Jamblichus ist sogar von so etwas wie einer Himmelsleiter des Schweigens die Rede. Und umgekehrt spricht Proklus geringschätzig von der "geschwätzigen Materie".«
Abschließend zitiert er Goethe zu Eckermann am 20. Juni 1831 :
»Wir verhandelten über einige Gegenstände der Naturwissenschaft, besonders über die Unvollkommenheit und Unzulänglichkeit der Sprache, wodurch Irrtümer und falsche Anschauungen verbreitet würden, die später so leicht nicht zu überwinden wären.
Die Sache ist einfach diese, sagte Goethe, alle Sprachen sind aus naheliegenden menschlichen Bedürfnissen ... entstanden.
Wenn nun ein höherer Mensch über das geheime Wirken und Walten der Natur eine Ahnung und Einsicht gewinnt, so reicht seine ihm überlieferte Sprache nicht hin, um ein solches von menschlichen Dingen durchaus Fernliegendes auszudrücken.
Es müsste ihm die Sprache der Geister zu Gebote stehen, um seiner eigentümlichen Wahrnehmung zu genügen. Da dieses aber nicht ist, so muss er .. stets nach menschlichen Ausdrücken greifen, wobei er denn fast überall zu kurz kommt, seinen Gegenstand herabzieht oder wohl gar verletzt oder vernichtet.«
Was also musst Du wissen über Christos, wenn sein Name schon eine Kreuz(ig)ung ist ? Opfere seinen Namen, dann hast Du ihn! |
Des Menschen freier Wille
befähigt ihn zur Stille
Worte, welche sie verkennen,
werden stets an ihm verbrennen.
Musik, so sagt man, ist die Sprache der Seele. Und sie hat keine Worte mehr nötig. Man kann sich eine kleine, eigene Melodie ausdenken; zum Beispiel eine, wie diese :
...und sie im Geiste wortlos summen, um sich zu diesem Schweigen zu bekennen.
Diese Idee, seine Innerlichkeit durch Tonfolgen zu bewahren, mag nicht neu sein.
Steven Spielberg hielt die Musik in seinem Film "Die unheimliche Begegnung der dritten Art sogar für tragfähig genug, um damit intergalaktisch zu kommunizieren.
Anders als Worte können Harmonien - da ihnen die Mathematik zugrunde liegt - per Definition nicht lügen, denn sonst wären sie nicht, was sie sind.
Quellen und weiterführende Links
- Die Logik des Handelns
- konfessionen.org
- ketzerpodcast.org
- Richard Dawkins Channel
- Answers Without Questions
- Die Unmoralische
- Initiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus