Treuepunkte und Bonuspunkte

Autor: Gerd Raudenbusch
Stand: 13.09.2025

Während Treuepunkte-Programme für Konsumierende einen Rabatt von 0,5% bis 3% Prozent bieten, sichern sie eine deutlich höhere Umsatzrendite für Unternehmen von >5% bis ~15% und weitere strategische Vorteile.

Warum Konsumierende also besser sich selbst treu bleiben und den geforderten Bonus an persönlichen Daten nicht leichtfertig entbehren sollten, dies soll nachfolgend erörtert werden.

Inhalt

Arten von Bonusprogrammen

Die grundlegenden Unterschiede von Bonusprogrammen beim Einkaufen lassen sich in drei Typen einteilen: mit Benutzerkonto, ohne Benutzerkonto (z.B. an der Kasse per Kassenzettel oder QR-Code), und völlig anonym (z.B. Stempelkarte). Hier eine Übersicht der wichtigsten Unterschiede:

Bonusprogramme mit Benutzerkonto

Bonusprogramme ohne Benutzerkonto

Vollkommen anonyme Bonusprogramme

Merkmal Mit Benutzerkonto Ohne Benutzerkonto (Kassenzettel/QR) Vollkommen anonym (Stempelkarte)
Registrierung Ja, mit persönlichen Daten Nein bzw. eingeschränkt Nein
Datennutzung Sehr umfangreich Eingeschränkt (teils pseudonymisiert) Keine
Prämien & Vorteile Umfangreich/personalisiert Teils umfangreich, oft allgemein Meist einfache, kleine Prämien
Nutzerkomfort Hoch (App/Online-Verwaltung) Mittel (App/Einzelaktionen) Gering (physische Karte)
Datenschutz Gering Mittel bis gut Sehr hoch

Hinweise zu Datenschutz und Auszahlungsstruktur

Motivation der Unternehmer

Warum Bonusprogramme sozial schädlich sind

Verbraucherschützer und Experten empfehlen, sich der Risiken bewusst zu sein, Datenschutzoptionen streng zu nutzen und sich – wenn möglich – von solchen Apps zu distanzieren, um die eigene digitale Souveränität zu schützen.

Die Konzerne profitieren sehr von der umfangreichen, meist automatischen Datensammlung, während die Kundenvorteile dazu vergleichsweise gering und der Datenschutz fragwürdig sind.

Die Supermarkt-Apps und Bonusprogramme schädigen die Souveränität, Privatsphäre und teilweise auch Menschenrechte der Nutzer auf mehreren Ebenen:

Eingriff in die Privatsphäre

Die Apps sammeln umfangreiche persönliche Daten, darunter Einkaufsverhalten, Standortdaten, E-Mail-Adressen, Telefonnummern und teilweise andere sensible Informationen. Diese Daten werden genutzt, um Kundenprofile zu erstellen, die nicht nur das Kaufverhalten abbilden, sondern auch Rückschlüsse auf persönliche Lebenssituationen erlauben (z.B. Schwangerschaft). Die Nutzer werden dadurch zu "gläsernen Kunden", deren Aktivitäten penibel überwacht werden. Dieses Ausmaß an Datenerhebung und -verarbeitung geschieht oft ohne ausreichende Transparenz oder echte Zustimmung, was die Privatsphäre massiv einschränkt. Außerdem besitzen die Bonus-Apps oft Sicherheitslücken, welche die Privatsphäre zusätzlich gefährden.

Beeinträchtigung der Souveränität

Durch personalisierte Angebote, Push-Nachrichten und gezieltes Marketing werden Nutzer beeinflusst, mehr oder anders zu kaufen, als sie ursprünglich vorhatten. Die Apps können Kaufentscheidungen stark steuern, was ein Verlassen auf eigene Kontrolle erschwert. Das ist eine Form der Beeinflussung, die die individuelle Entscheidungsfreiheit schwächt.

Gefährdung von Menschenrechten

Die umfassende Datenverarbeitung, Speicherung und teils Weitergabe von Daten ins Ausland bringt Risiken mit sich, die Grundrechte wie das Recht auf Datenschutz und informationelle Selbstbestimmung tangieren. In manchen Fällen können diese Daten für Diskriminierung oder unfaire Behandlung genutzt werden (z.B. durch Vermieter, Arbeitgeber oder Versicherungen, die auf Einkaufsdaten zugreifen könnten).

Digitaler Zwang und Datenabhängigkeit

Kund*innen müssen oft eine App installieren und persönliche Daten herausgeben, um Vorteile zu erhalten. Wer sich dem verweigert, wird von Rabatten und Angeboten ausgeschlossen, was Druck erzeugt, sich digital zu vernetzen.

Förderung von Biometrie und umfassendem Tracking

Während Bonus-Apps heute noch meist Standortdaten, Einkaufsprofile und Kontaktdaten sammeln, entwickelt sich die Technik in Richtung noch umfassenderer Überwachung, z.B. durch biometrische Identifikation oder Gesichtserkennung, um Nutzer sicher und eindeutig zu identifizieren. Solche Technologien können durch die Gewöhnung an digitale Kundenkarten und Apps leichter akzeptiert werden, was die Möglichkeit eines „digitalen Überwachungsstaates“ erhöht.

Die Apps von Supermärkten sammeln Standortdaten, vor allem, um standortbezogene Funktionen anzubieten, wie zum Beispiel den nächstgelegenen Markt anzuzeigen und personalisierte Angebote oder Coupons für Märkte in Ihrer Nähe zu erstellen. Zusätzlich nutzen die Apps die Standortdaten, um Ihr Einkaufsverhalten besser zu analysieren und Nutzerprofile zu generieren, wodurch gezieltes Marketing ermöglicht wird.

Zur Aufbewahrung der Daten: Die Konzerne speichern diese Daten während der aktiven Nutzung des Accounts, um personalisierte Angebote und Marketinganalysen durchzuführen. Wie lange die Daten nach der Kündigung des Kontos aufbewahrt werden, ist oft in den jeweiligen Datenschutzbestimmungen geregelt, variiert aber je nach Anbieter. Häufig werden Daten nach Kontoschließung nicht sofort gelöscht, sondern für einen gewissen Zeitraum archiviert, z.B. zur Erfüllung gesetzlicher Aufbewahrungspflichten oder zur Analyse von Trends, bevor sie endgültig gelöscht werden. Exakte Fristen sind aber in den Datenschutzerklärungen der einzelnen Apps nachzulesen, da sie unterschiedlich ausfallen.

Verstärkte Datenmonopolisierung und Abhängigkeit von Konzernen

Die Aktivitäten in Bonusprogrammen fördern die Zusammenführung großer Datenmengen bei wenigen Konzernen, die damit Marktmacht und umfassende Datenkontrolle gewinnen. Diese Machtposition kann demokratische Prozesse und individuelle Rechte bedrohen.

Einfluss auf die Arm-Reich-Schere

Die Apps von Supermärkten verstärken die soziale Ungleichheit und wirken damit negativ auf die Arm-Reich-Schere, das Verantwortungsbewusstsein des Kapitalismus gegenüber dem Menschen, die materielle Verhaftung des Lebensglücks und den Glauben, dass Reichtum gleich Glück bedeutet.

Supermarkt-Apps bieten Rabatte und Boni meist nur denen an, die Zugang zu einem Smartphone und Internet haben. Ältere oder finanzschwächere Menschen, die oft keinen oder eingeschränkten Zugang zu solchen Technologien haben, werden vom Vorteil der Rabatte und Sonderangebote ausgeschlossen. Das führt zu sozialer Exklusion und verstärkt bestehende Ungleichheiten, indem Menschen ohne Zugang häufiger höhere Preise zahlen müssen.

Menschen mit niedrigem Einkommen sind oft stärker auf Rabatte angewiesen und geben daher eher persönliche Daten preis, um an Vorteilen teilzuhaben. Gleichzeitig können besser Gestellte es sich leisten, auf solche Apps zu verzichten und ihre Privatsphäre zu schützen. So entsteht eine Zweiklassengesellschaft, in der ärmere Menschen ihre Daten „bezahlen“ müssen, was ihre soziale Position weiter schwächt.

Es lebe die 'soziale' Marktwirtschaft.

Einfluss auf das Verantwortungsbewusstsein des Kapitalismus gegenüber dem Menschen

Einfluss auf die materielle Verhaftung des Lebensglücks und den Glauben, dass reich gleich glücklich ist

Die größten Treuepunkte-Anbieter

Laut des Berichts "Was Payback alles über seine Nutzer weiß" in zdfheute sind Payback und Deutschlandcard die zwei größten Treuepunkte-Unternehmen.

Hier sind die wichtigsten Eckdaten von Payback und DeutschlandCard im tabellarischen Vergleich, inklusive Besitzer, Gründer, Ausschüttung, gesammelten Daten, Gewinn und weiterer relevanter Informationen:

Merkmal Payback DeutschlandCard
Besitzer American Express, seit 2024 (vorher: Loyalty Partner) Bertelsmann (Bertelsmann Printing Group, Arvato)
Gründer Alexander Rittweger Bertelsmann/Arvato
Start/Gründung 2000 2008
Haupt-Partner dm, Aral, Rewe, Alnatura, real, PENNY, u.v.m. Edeka (bis 2025), Esso, Otto, Netto, Lieferando, eBay
Anzahl Partner ca. 700–750 offline, 30+ online über 10.000 offline und online
Punktevergabe 1 Punkt je 2 € Umsatz 1 Punkt je 2 € Umsatz
Punktewert 1 Punkt = 0,01 € 1 Punkt = 0,01 €
Durchschnittliche Ausschüttung 1–2% Ersparnis; realistisch meist ca. 0,5–1% max. 1%, Praxis: oft ca. 0,15%
Einlösbar ab 200 Punkte (2 €) 100 Punkte (1 €); auch direkt an Kasse
Daten, die gesammelt werden Name, Adresse, Geburtsdatum, Einkaufsverhalten (Ort, Zeit, Produkte, Bezahlmethode, Coupons, Online-Nutzung, Newsletter-Klicks) Name, Adresse, E-Mail, Transaktionsdaten, Kassenbons (neu), Online-Werbeverhalten
Jahresgewinn (Schätzung) 2023: ca. 100 Mio. € (keine offiziellen Zahlen mehr nach Übernahme) 2023: im niedrigen einstelligen Millionenbereich; 2024 Krisenjahr
Besondere Merkmale Vielfältige Einlöseoptionen (Bargeld, Meilen, Spenden), App, American Express Kreditkarte, Daten werden für Profilbildung, gezielte Werbung verwendet Neue Funktionen: Kassenbon-Upload, nach Edeka-Ausstieg 2025 strategische Neuausrichtung, viele kleinere Partner, Prämien, Gutscheinoptionen
Kritikpunkte Hoher Datenhunger, intensive Profilbildung, ständiges Marketing, geringer Hebel für Kunden, oft Verkauf von Nutzerverhalten an Partner Geringe reale Ersparnis, geringer Nutzen im Alltag, nach Wegfall von Edeka große Reichweitenverluste

Daneben haben andere Anbieter eigene Punkte-Programme:

Unternehmen Gesammelte Persönliche Daten Daten beim Gebrauch Leichtigkeit der Kontoauflösung Bemerkungen
Aldi Kassenbon-Daten nach Upload (eingekaufte Waren, Datum, Laden, Gesamtbetrag); evtl. App-Nutzung, Verknüpfung mit persönlichem Konto (Noch in Entwicklung ab 2025) Scannen oder Hochladen des Kassenbons, evtl. App-Nutzung Noch nicht final, aber App-Konto soll kündbar sein Neuer Ansatz ähnlich Payback, eigene digitale Kundenkarte in Entwicklung
Lidl Wie Aldi: Kassenbon-Daten, evtl. App-bezogene Aktivitäten (Lidl Plus) Über Upload des Bons oder App-Karten-Scan Account-Auflösung bei Lidl Plus möglich, meist über App-Einstellungen Teil der Schwarz-Gruppe, punktet auch über Deutschlandcard; Daten werden zur personalisierten Werbung genutzt
REWE Persönliche Daten bei Registrierung (Name, E-Mail, Telefonnummer), Einkaufsdaten (Produkte, Datum, Preis), App-Interaktion Anmeldung per App mit Daten, Einkäufe über App angebunden Konto über App kündbar, Einkaufsdaten bleiben aber gespeichert für Analyse Hat eigenes „Rewe Bonus“-Programm seit Ende Payback-Partnerschaft; eigene Datensammlung für zielgenaues Marketing
Edeka Registrierung mit personenbezogenen Daten; Einkaufsdaten; Nutzung der Payback-Karte (externer Partner) Punkte sammeln entweder über Payback oder über Deutschlandcard-Bonscan Kündigung über Payback oder Deutschlandcard möglich (abhängig von Programm) Edeka wechselt von eigenem zu Payback-System; Datensammlung erfolgt über Partnerdatenbanken
Kaufland Registrierung mit Namen, E-Mail; Kaufdaten; App-Zahlungsarten Punkte und Zahlung via App verbunden Account Kündigung meist per App oder Web möglich Teil der Schwarz-Gruppe wie Lidl; kombiniert Punkte und Zahlungsdaten für Marketing
Penny Ähnlich REWE: Registrierung, Einkaufsdaten, App-Nutzung Eigenes Makrting-Cashback statt Payback seit Ende 2024 Kündigung meist über App oder Kundenservice Möchte direkte Datenkontrolle, um gezieltes Marketing zu ermöglichen
Marktkauf Nutzung Payback (via Edeka), daher Name, Adresse, Einkaufshistorie (externe Daten) Payback-Kartenutzung, Kassenbonscan Kündigung über Payback möglich Teil des Edeka-Verbunds, Datensammlung liegt bei Payback
Lüge niemals einem Andern Deine "Wahrheit" in die Tasche!

Abwende vom Überwachungskapitalismus

Die allgemeine Einsicht, dass der Überwachungskapitalismus wirtschaftliche Schäden herbeiführt und sogar forciert, ist in akademischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Debatten zunehmend präsent, wenn auch noch nicht durchgängig als dominierender Faktor anerkannt.

Wirtschaftswissenschaftlerin Shoshana Zuboff, die den Begriff geprägt hat, beschreibt den Überwachungskapitalismus als eine neue, tiefgreifende Phase des Kapitalismus, in der menschliche Erfahrungen systematisch als kostenloses Rohmaterial für kommerzielle Zwecke erfasst und verarbeitet werden. Dies führt nicht nur zur umfassenden Kontroll- und Verhaltenssteuerung der Nutzer, sondern untergräbt demokratische Prozesse und individuelle Autonomie, was als gefährlich für Gesellschaft und Wirtschaft eingeschätzt wird.

Kritiker warnen, dass die automatisierte Datenverwertung und das manipulative Verhaltenstracking in digitalen Plattformen zu einer Art Entmündigung der Nutzer führen, was direkt negative Effekte auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und soziale Strukturen nach sich ziehen kann. Durch Lock-in-Effekte und Abhängigkeiten entstehen zudem hohe Hürden, demSystem zu entkommen, was die Konsequenzen für individuelle Freiheit und wirtschaftliche Resilienz verschärft.

In konkreten volkswirtschaftlichen Analysen zur aktuellen Situation in Deutschland wird zwar vor allem auf strukturelle und geopolitische Faktoren (wie Handelspolitik der USA oder Demografie) als Risiken verwiesen, doch ist die Rolle datengetriebener Überwachungskapitalismus-Modelle als tief greifender Einflussfaktor auf Konsumverhalten und Arbeitsleben in Fachkreisen zunehmend Thema. Die durch Überwachungskapitalismus verstärkte Überwachung, Kaufbeeinflussung und soziale Kontrolle können mittelbar zu Produktivitätsverlust, psychischer Belastung und damit zu Wachstumsschwäche beitragen.

  • Es besteht eine wachsende Einsicht, dass Überwachungskapitalismus wirtschaftliche und gesellschaftliche Schäden verursacht, indem er persönliche Freiheit einschränkt, soziale Ungleichheit verstärkt und Nutzerverhalten manipuliert.
  • Diese Dynamik kann wirtschaftliche Schäden nicht nur fördern, sondern auch indirekt forcieren, zum Beispiel durch gesunkene Produktivität, psychische Belastungen und eingeschränkte demokratische Steuerung.
  • Die umfassende Datensammlung und deren Monetarisierung schaffen neue Machtkonzentrationen, die schwer kontrollierbar sind und die ökonomische Stabilität langfristig gefährden können.
  • Offizielle Wirtschaftsinstitute thematisieren den Überwachungskapitalismus noch zurückhaltender, fokussieren sich aber zunehmend auf die sozialen und psychologischen Nebenwirkungen, die in wirtschaftliche Schwäche münden können.

Die aktuelle öffentliche und politische Debatte befindet sich in einem Prozess, in dem die Risiken des Überwachungskapitalismus stärker aufgearbeitet und diskutiert werden. Kritiker fordern strengere Regulierung, mehr Transparenz und Schutz der digitalen Souveränität, um die negativen Effekte auf Wirtschaft und Gesellschaft abzuschwächen.

Quellen