Uber die Würde des Menschen

Autor: Gerd Raudenbusch
Stand: 21.08.2025

Ein einfaches Wort, eine Kleinigkeit, die oft übersehen wird: der Umlaut Ü in „Über“. In der deutschen Sprache ist dieses Zeichen kein bloßes Schmuckelement, sondern verleiht dem Wort eine Bedeutungsschicht, die weit über das Offensichtliche hinausgeht. „Über“ deutet auf ein Bewusstsein, einen Zustand des Überschreitens von verhafteter Befangenheit und des Sich-Hebens über ein verantwortungsloses Ausgeliefertsein.

Ohne das Ü wird aus „Über“ nur „Uber“ – eine Verflachung, eine Verkürzung, die das Wort seiner Tiefe beraubt. Betrifft dies auch das gleichnamige Transportunternehmen?

Inhalt

So wird diese sprachliche Beobachtung zum Symbol für einen gesellschaftlichen Missstand: den Verlust von Respekt und Würde im Umgang miteinander. In Zeiten großer technologischer und wirtschaftlicher Umbrüche erleben wir oft, wie der Mensch auf eine bloße Funktion, eine Nummer im System reduziert wird.

Dazu gehört der gleichnamige Dienstleister „Uber“, der mit seinem „modernen“ Geschäftsmodell und den digitalen Möglichkeiten Wege unter Missachtung der Würde der Menschen geht, die sich für ihn einsetzen.

Bei Uber herrschen mehrere Missstände, die vor allem die Arbeitsbedingungen der Fahrer stark beeinträchtigen und vielfach als menschenunwürdig kritisiert werden:

Diese Missstände manifestieren sich durch digitale Werkzeuge und Mechanismen so:

Insgesamt zeigen diese Bedingungen, wie durch digitale Instrumente und Geschäftsmodelle bei Uber nicht nur prekäre Arbeitsverhältnisse gefördert werden, sondern wie in der Praxis auch oft grundlegende Menschenrechte und Würde der Mitarbeitenden missachtet werden.

Welche Werte Uber transportiert

Offiziell bietet Uber Mobilität als Komfortdienstleistung für Nutzer, mit Fokus auf einfache, flexible und digitale Fahrzeugeinsätze. Das Unternehmen will vor allem den Zugang zu Mobilität erleichtern, dabei aber nicht immer die menschlichen Bedürfnisse der Fahrer angemessen mitdenken. So benutzt Uber symbolisch Menschen, um eher solche Unwerte zu transportieren:

Bisherige Konsequenzen für Uber

Im August 2024 verhängte die niederländische Datenschutzbehörde gegen Uber eine Rekordstrafe von 290 Millionen Euro wegen schwerwiegender Verstöße gegen die DSGVO. Uber hatte personenbezogene Daten europäischer Fahrer unrechtmäßig in die USA übermittelt, ohne ausreichenden Schutz. Die Praxis wurde zwar eingestellt, Uber kündigte jedoch Berufung gegen die Strafe an.

Neben der niederländischen Behörde gab es Beschwerden französischer Fahrer und Kooperation europäischer Datenschutzbehörden, was weitere Prüfungen und Verfahren zur Folge haben könnte. Die volle Klärung ist noch offen.

Trotz der eingeleiteten Maßnahmen und behördlichen Vorgaben gibt es weiterhin Diskussionen und Zweifel, wie vollständig Uber sich an DSGVO und Datenschutzanforderungen hält, gerade im Umgang mit sensiblen Mitarbeiterdaten.

Trotz anhaltender Kritik an den Arbeitsbedingungen und der Bezahlung ist die Situation für die meisten Uber-Fahrer weiterhin prekär. Es gibt keine flächendeckende und ausreichende soziale Absicherung oder faire Vergütung in Deutschland. Die Fahrer erhalten meistens keine Mindestlohn-Garantie und viele müssen hohe Kosten für Fahrzeug, Versicherung und Steuern selbst tragen. Bessere Bezahlmodelle oder verbindliche Tarifregelungen sind nicht flächendeckend umgesetzt.

Weitere arbeitsrechtliche und datenschutzrechtliche Verfahren gegen Uber laufen bundesweit und europaweit, teils im Zusammenhang mit der Anerkennung des Beschäftigungsstatus der Fahrer als Angestellte statt Selbständige.

Insgesamt zeigt sich, dass Uber zwar mit hohen DSGVO-Strafen belegt wurde, aber umfassende Veränderungen im Datenschutz und bei der Bezahlung bzw. sozialer Absicherung der Mitarbeiter in vielen Ländern, auch Deutschland, noch ausstehen. Die juristischen Verfahren sind teils noch offen bzw. in Berufung.

Die Strafe von 290 Millionen Euro bedeutet für Uber finanziell gesehen eine vergleichsweise geringe Belastung. Im Jahr 2025 erzielte Uber einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von etwa 5,6 Milliarden Euro und einen Umsatz von rund 42 Milliarden Euro. Die Strafe entspricht somit weniger als 5% des Jahresgewinns und ist im Verhältnis zum Umsatz noch kleiner.

Im Vergleich zu den enormen Gewinnen, die Uber durch sein Geschäftsmodell erwirtschaftet – teils auch unter Verletzung von Arbeitsbedingungen und prekärer Bezahlung der Fahrer – ist die Strafe also relativ überschaubar und dürfte das Unternehmen finanziell kaum deutlich schwächen.

Hier ein Überblick:

Kennzahl Wert 2025 (ca.)
Umsatz 42 Milliarden Euro
Gewinn (EBIT) 5,6 Milliarden Euro
DSGVO-Strafe 290 Millionen Euro
Strafe in % Gewinn ca. 5%

Die Strafe ist zwar hoch und symbolisch wichtig, doch sie stellt für das Unternehmen eher einen Mückenstich als eine existenzbedrohende Sanktion dar. Die wirtschaftlichen Vorteile durch das Geschäftsmodell, das auf der Ausnutzung prekärer Arbeitsverhältnisse basiert, übersteigen die Strafe bei weitem.

Damit ist die finanzielle Last für Uber zwar spürbar, doch wie so oft, nicht wirklich einschneidend genug, um grundlegende Veränderung in der Firmenpraxis allein durch diese Strafe zu erzwingen.

Schlussfolgerungen

Dass bestimmte Sprachen keine Umlaute besitzen, und dennoch versuchen, sie zu sprechen, wissen wir, seit dem 2. Weltkrieg, wo "Führer" oft als "Fuhrer" ausgesprochen wurde. Und wo heute kein Zug mehr hinfährt, sollten auch keine anderen Transportmittel mehr hinfahren. Wenn die Würde des Menschen einfach überfahren wird, wird der Mensch zum Objekt degradiert, und "Würde" vergeht zu "Wurde". Durch die Respektlosigkeit vor seiner Würde transportiert das Unternehmen zwar den Mensch als Fahrgast von A nach B, aber gleichzeitig auch Unsicherheit, soziale Ungerechtigkeit und Entmenschlichung als verborgene Nebeneffekte. Diese werden erst durch eine ernsthafte Achtung der Menschenwürde wirklich überwunden können.

Genauso wie das vorangestellte Ü dem Wort „Über“ eine Dimension verleiht, so sollte der Respekt gegenüber jedem Menschen eine unverzichtbare Grundlage unseres Zusammenlebens sein. Das kleine Zeichen im Wort steht metaphorisch für diesen feinen, aber entscheidenden Unterschied zwischen bloßer Funktionalität und echter Menschlichkeit.

Wer die Würde des Menschen achtet, lässt ihn nicht einfach „Uber“ sich hinwegrollen; vielmehr hebt er sich „über“ einfache Kategorien hinaus und fördert ein respektvolles Miteinander. Nur so kann die Gesellschaft, trotz aller Digitalisierung und Fortschritt, ihre menschliche Qualität bewahren und echte Entwicklung erzielen.

Das Fehlen des Ü in „Uber“ steht symbolisch dafür, wie leicht Bedeutung und Wert eines Menschen verloren gehen, wenn Respekt und Achtung vor ihm schwinden. Es mahnt uns, genauer hinzuschauen und auch in den kleinen Zeichen des Alltags jene Werte wiederzufinden, die den Menschen erst zum Menschen machen.

Wenn Sprache beletzt

Das Wort „letzen“ ist ein veraltetes deutsches Verb, das heute kaum noch verwendet wird. Es bedeutet vor allem:

Es „ver-letzt“ jedoch die Sprache, wenn sie über Missstände informieren muss. Wie beim Gendern hat sich die Sprache auch in dieser Schrift verletzt, um die Schwächen von Uber aufzuweisen. Doch die Wahrnehmung und Beseitigung solcher Schwächen muss unzweifelhaft unabhängig von jeglichen sprachlichen oder kulturellen Unterschieden bleiben. Die Würde eines Menschen ist niemals an äußere Bedingungen oder geologische kommunikationsbedingte Eigenheiten gebunden, sondern an die bloße Tatsache, Mensch zu sein.

Menschenwürde ist keine Leistung, kein Status oder eine Eigenschaft, die man erst zu erwerben hätte, sondern ein grundlegendes, unantastbares Recht, das jedem Menschen von Geburt an zukommt und das jede und jeden unabhängig von Sprache und Kommunikationsfähigkeit auszeichnet und schützt.

So müsste die Menschenwürde eigentlich transportiert werden, ohne, dass auch nur ein einziges Zeichen oder gar ein Wort darüber verloren werden muss.

Quellen