Du bist nicht schuld
Autor : Gerd Raudenbusch
Stand : 11.10.2024
Die zurückliegenden Beeinträchtigungen der Weltgesundheit und unser Umgang damit, die kranken Auswüchse der digitalen Welt, aber auch andere Faktoren dieser Zeit führen zu der Beobachtung, daß Menschen zunehmend in Schuldkomplexe einbrechen. Selbstbewußtsein ist die absolute Grundlage für Selbstbestimmung, und sie bedarf stets unserer besonderen Obhut, woran diese Schrift erinnern will.
Inhalt
- Geworfenheit
- Innen und Außen
- Deine Menschlichkeit
- Dein Körper
- Deine Vernunft und Dein Wissen
- Du gehörst immer dazu
- Deine Herrschaft
- Deine Freiheit
- Vergebung
Geworfenheit
Du wirst irgendwo in dieser Welt geboren, und diese Welt ist ungerecht. Je älter Du wirst, desto mehr entwickelst Du ein Bewußtsein darüber, welche Ungerechtigkeiten es in dieser Welt gibt.
Und zwar unabhängig davon, ob es Dir augenscheinlich zu gut oder zu schlecht geht. Du kannst sie verbessern, aber Du musst es nicht.
Innen und Außen
Du wurdest mit Moralvorstellungen (Werten) groß gezogen, die dem Umfeld entspringen, in das Du geworfen wurdest.
Hinterfrage sämtliche Vorstellungen Deines Umfeldes : Wie Du auszusehen hast, wie Du Dich zu verhalten und zu kleiden hast, was gegessen, getrunken, getan, gefühlt und gedacht wird, und nimm nur DAS für Dich davon, was Dir gut tut. Wärst Du im Urwald von einem Wolf großgezogen worden, würdest Du Dir keine Gedanken um’s Töten machen. Ist Töten gut ? Faktisch sind wir Menschen keine wilden Tiere mehr. Nimm die moralischen Werte, die aus Deiner Umwelt auf Dich drücken NICHT fraglos hin! Sondern nimm Dir ALLE Freiheit, die Du zum Glücklichsein brauchst – aber IMMER ohne Dich oder Deine Mitmenschen damit zu verletzen, denn Lust und Schmerz haben alle Lebewesen. Dies zu tun, ist echte Ethik, und Ethik ist jeglicher Moral IMMER überlegen.
Deine Menschlichkeit
Als Mensch bist Du niemals perfekt.
Man kann nur denjenigen beflecken, der perfekt ist. Als Mensch bist Du aber niemals perfekt. Doch dieses ist Dein Schönheitsfleck. Er ist Deine größte Stärke. Denn wer denkt, etwas zu sein, hat aufgehört zu werden.
Dein Körper
Du wurdest mit einem Körper und seinem Äußeren geboren.
Dein Körper ist mit höchster Wahrscheinlichkeit perfekt so, wie er ist. So oder so ist er alles, was Du bist. Liebe ihn uneingeschränkt. Dein Körper ist die letzte Zuflucht deiner Gedanken, Gefühle, Deines Geistes und Deines Bewusstseins. Deine Gesundheit ist Dein höchstes Gut. Tue alles, was in Deiner Macht steht, damit es ihm gut geht. Seine Beeinträchtigungen sind Deine Beeinträchtigungen. Nimm’ Deinen Körper in die Arme in allen Varianten, die Dir einfallen. Liebe die Fähigkeiten Deiner Sinne : Sehen, Fühlen, Schmecken, Hören, Riechen. Liebe Deine Sexualität, Deine Atmung, Deinen Herzschlag, Deine Organe. Liebe Deine Fähigkeiten, Laufen, Springen, Tanzen, Schwimmen, usw. Liebe sie UNEINGESCHRÄNKT. Dann bist Du in Geborgenheit. Und schäme Dich NIEMALS für Deinen Körper ! Die einzige wahrhafte Scham gilt denen, welche die Menschlichkeit verachten und beflecken. Du bist Körper. Du bist Mensch. Solange Du lebst, kann Dir das keiner nehmen.
Deine Vernunft und Dein Wissen
Beachte : Dein Gehirn erfüllt Dir fast jeden Wunsch. Sogar, wenn Du Deine eigenen Grenzen zugunsten Deiner Bedürfnisse verschiebst, die Du vermisst. Götter, Teufel, Außerirdische, Geister, Bewusstseinsanteile aus dem letzten Leben, telepathische Einflüsse aller Art...dies alles sind Projektionen Deiner vermissten Bedürfnisse, die Dein Gehirn für Dich zum Leben erweckt. Du kannst UNENDLICH viele Theorien über diese Mysterien und die letzten Fragen dieser Welt haben, für die wir heute die Philosophie bemühen. Dein Gehirn erfüllt Dir sogar den Wunsch, sie irgendwann im Außen zu manifestieren, mit jedem Tag, wo Du sie dort suchst. Sei also vorsichtig damit! Und wenn diese Dich nicht glücklich machen : ZWEIFLE AN IHRER WAHRHEIT ! Warum sich Wissen von Glauben unterscheidet, und warum es die Menschen geschafft haben, damit aufzuhören, Frauen zu verbrennen, die angeblich hexen konnten : Es war die Vernunft, welche die Menschheit davon befreit hat. Wenn Dir Dein Daseinserlebnis zuwider wird, egal in welcher Form, dann kannst Du SICHER sein, dass es Deine VERNUNFT und Dein WISSEN, Dein WIRKLICHES, GESICHERTES Wissen sein werden, die Dich retten werden. Immer. IMMER !
Lasse Dich nicht entscheiden Jede Entscheidung, die Du anderen überläßt, macht Dich abhängig und handlungsunfähig. Für Dein persönliches Leben überlasse nur denen Entscheidungen, denen Du vertrauen kannst. Nicht alle Deine Entscheidungen werden optimal sein. Manche schaden Dir. Manche schaden anderen. Du wirst Fehler und Erfahrungen machen.
Da diese Entscheidungen die BESTEN auf der Grundlage deines derzeitigen Wissens, Fühlens und Denkens waren, ist jede gesammelte Erfahrung ein Schatz, auf den Du stolz sein kannst. Was immer Du tust – dieser Schatz wird mit jedem Tag größer. Fast alle Dinge, die Deiner Zukunft im Wege stehen, obliegen Deiner EIGENEN Entscheidungsgewalt. Und wenn sie es nicht tun, kannst Du diese herbeiführen, indem Du Deine Handlungsspielräume nach und nach erweiterst. Lass’ Dich nicht dualisieren, nicht polarisieren, egal wie fest es jemand bei Dir versucht. Es gibt NICHT immer nur ja und nein, gut und böse, Freund und Feind, schwarz und weiß. Deine Perspektive ist einzigartig und sie ist kostbar.
Du gehörst immer dazu
Es gibt unendlich viele Attribute, die Menschen gruppieren, so z.B. Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politische oder sonstige Anschauungen, nationale oder soziale Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstiger Stand. Zu vielen gehörst Du unfreiwillig.
Verlasse die Gruppen, die dir schaden und verstärke die, die Dir helfen. Wir Menschen gruppieren uns, um unsere Stärken zu bündeln. Sei Dir bewußt, dass wir Menschen für fast alle Verbrechen, die Du womöglich erleiden mußtest, Organisationen gebildet haben, die diese Verbrechen bekämpfen und beseitigen können. Selbst durch passive Unterstützung dieser Organisationen, z.B. inform von Spenden, stellst Du Dich in Deinem eigenen Bewußtsein in ihre Rückendeckung, aber verstärkst sie auch.
Deine Herrschaft
Als Mensch hast Du einen freien Willen, der für nichts und niemanden vorhersehbar oder berechenbar ist. Dein freier Wille gehört Dir alleine. IMMER.
Wer Dich kontrollieren will, muss mit Deiner Stärke leben. Deine Herrscher sind Deine Sklaven.
Deine Freiheit
Befreie Dich von Deinen Süchten. Befreie Dich von Deinen Ängsten. Befreie Dich von Deiner Unwissenheit. Dies sind Deine Ketten.
Sei kreativ dabei. Befreie Deine Lenden von Scham. Befreie Deine Emotionen von Angst. Befreie Deinen Geist von Verblendung. Führe Dir selbst Deinen Irrglauben vor. Untermauere Erkenntnis mit wissenschaftlich fundierten Wissen, das Du Dir aneignest. Befreie Dich von Deinen Fehlschlüssen. Beobachte, wo und warum Du in Deiner Umwelt nach Verletzungen gesucht hast, die Du in Wirklichkeit nicht nötig hattest. Beobachte, warum und wieviel Angst Deine Mitmenschen haben, und wie sie diese Ängste, ähnlich einer Krankheit, durch Erzählung vermehren wollen. Entlarve sie dabei. Verrate ihnen Deine Tricks, die Du erfunden hast, wie man Angst beherrscht.
Du bist Mensch. Und – sei Dir sicher - genug von uns stehen hinter Dir, wie eine Familie.
Mach’ für, mit und in Deiner Freiheit alles, was für Dich nötig ist, das weder Dir noch anderen schadet.
Vergebung
Wenn Du Dir oder jemandem anderen vergibst, nimmst Du einen möglichen Irrtum, fehlende Besonnenheit, blinden Gehorsam oder unmoralisches Verhalten an, OHNE mit der Tat einverstanden zu sein. Es handelt sich stattdessen um Verständnis für die Person als solche, ungeachtet ihrer Fehler.
Womöglich bewegt sich jegliches Verständnis von Vergebung zwischen den kulturellen Polen Individualismus und Kollektivismus, und es muss seine soziokulturellen Voraussetzungen von relativer Stabilität bis hin zu umfassender Traumatisierung reflektieren und die Dynamiken, die in innerkulturellen Entwicklungen und in interkulturellen Konflikten liegen beachten : Zwei Achtzehnjährige aus verschiedenen Kulturen verhalten sich möglicherweise in einer Situation, die in beiden Kulturen durch Vergebung gelöst wird, auf so verschiedene Weise, dass die eine Person nicht erkennt, ob die andere gerade vergibt oder nicht vergibt. Aber auch eine 28-jährige und eine 88-jährige Person aus derselben Kultur teilen nicht immer dasselbe Verständnis, zum Beispiel, wenn die ältere Person noch gewohnt ist, dass in jedem Fall die jüngere als gesellschaftlich niedriger Stehende um Vergebung bittet (insbesondere auch wenn der Fehler nicht bei ihr lag) oder in ihrem Verständnis von Reue neben der verbalen Bekundung ein sichtbarer körperlicher Ausdruck, zum Beispiel das Niederknien, notwendig ist. Und selbst bei zwei gleichaltrigen Personen aus derselben Kultur mit ähnlicher Biographie kann nicht ohne weiteres von einem vergleichbaren Verständnis von Vergebung ausgegangen werden.
Wie Enright beschreibt, sind :
- Unversöhnlichkeit
- Bitterkeit
- Vorurteile und
- Wut
mit den vier Mauern einer Gefängniszelle vergleichbar, in die eine Person in Opferposition eingeschlossen ist. Vergebung ist der Schlüssel, mit dem sie die Gefängnistür öffnen kann.
Als Schritte oder Stufen der Vergebung können (nach Schwennen) folgende kognitiven Prozesse angesehen werden :
-
Wahrnehmung einer Verfehlung
Ein Verhalten oder eine Unterlassung einer anderen Person wird als Verletzung oder Schadenszufügung wahrgenommen. Dieses Verhalten wird von der betroffenen Person als aversiv erlebt und widerspricht ihren Normvorstellungen. -
Kausalattribution
Dabei wird die Frage gelöst, durch wen oder was das schädigende Verhalten oder Ereignis eingetreten ist -
Verantwortungsattribution (Schuldzuschreibung)
Dem Übeltäter wird die Verantwortung zugeschrieben, wenn er die Verfehlung verursacht hat, anders hätte handeln können, die Folgen absehen konnte und sie dennoch in Kauf genommen oder sie sogar beabsichtigt hat. -
Empathie
gegenüber dem Verursacher der Verfehlung -
Bearbeitung der eigenen negativen affektiven Reaktionen, die während oder nach der Konfrontation entstanden sind
-
Erreichen von Vergebung
Am Ende des Weges erreicht der/die Vergebende inneren Frieden, die Beendigung von Wut, Hass, Grübeln und eine Verminderung von Beschwerden. Am Ende des Weges erreicht der/die Vergebende inneren Frieden, die Beendigung von Wut, Hass, Grübeln und eine Verminderung von Beschwerden.
Die Welt ist gut genug für Dich,
und Du bist gut genug für die Welt.
Und gut + gut können zusammen nur besser werden.
Schön, dass Du dabei bist !