Diese Idee mit der Morphogrammatik...

Ein kurzer Vortrag zur Morphogrammatik und Logik von Gotthard Günther

Einleitung

Herzlich Willkommen, liebes Publikum.

Ich möchte euch heute ein bisschen was über Morphogrammatik erzählen.

Und meine Motivation ist, euch damit Ideen dafür zu geben, warum allzu überzeugte Technokraten womöglich auf dem Holzweg sein könnten.


Das Dilemma zwischen Mensch und Maschine ist eigentlich sein uraltes Dilemma zwischen Materie und Geist :

Jetzt haben wir ja zum Glück irgendwann aufgehört Hexen zu verbrennen. Und das war, als wir angefangen haben, die Logik und den Verstand einzusetzen. Die Logik ist quasi zur "Justizia" der Wissenschaft geworden, und das hat uns sehr weit gebracht. Wir nennen diese Ära heute sogar "Aufklärung".

Aber den meisten philosophischen Fragen (42) konnte diese Logik nie gerecht werden. Der Mensch lässt sich nicht einfach einsperren in berechenbare Strukturen.

Und der Wissenschaft wurde es irgendwann zum Verhängnis, dass sie versucht hat, immer alles objektiv zu betrachten.

"Wissenschaftlich" : Das muss frei von persönlichen Perspektiven sein. Keine Frage: Doppelblind-Studien haben ihre Berechtigung !

Aber die Frage : "Ob das Licht jetzt Welle oder Teilchen ist", hat in der Physik zu der Erkenntnis geführt, daß Ort und Impuls nicht gleichzeitig beliebig genau messbar sind : Dies sagt die Heisenberg'sche Unschärferelation. Je nachdem wie wir messen...also beobachten, scheint das Universum eine andere Entscheidung darüber zu treffen, ob Licht jetzt Welle oder Teilchen ist. Vorbei war's also mit der Objektivität.

Und das war 1927 !

Ich fass' also mal kurz zusammen :

Und trotzdem glauben einige Technokraten heute wirklich, dass sie - womöglich schon in Kürze - eine Hardware bereitstellen könnten, um Bewusstsein oder sogar Selbstbewusstsein erschaffen oder ermöglichen zu können.

Den Gotthard Günter - (meiner Meinung nach einer der größten Technik-Philosophen, den wir hatten) - den hat das sehr geärgert ! Und Er hat sich gesagt : "Wenn das ultimative Werkzeug der Wissenschaft selbst, nämlich die Logik scheitert...wie stehen wir dann überhaupt da ?"

Wenn ihr es noch nicht glauben könnt, daß die Wissenschaft überhaupt an der klassischen Logik gescheitert ist, frage ich Euch einfach :

"Wer rasiert den Barbier, der alle im Dorf rasieren soll, die sich nicht selbst rasieren ?"

Ich denke, ihr kennt alle dieses lustige alte Paradoxon, oder ?

Wer rasiert den Barbier, der all diejenigen im Dorf rasieren soll, die sich nicht selbst rasieren ?

Die sogenannte "Zemelo-Fraenkel-Mengenlehre", die wir gerade in unserer Mathematik haben, hat einfach eine sogenannte "widerspruchsfreie Menge" erfunden - das ist eine Menge aller Mengen die sich nicht selbst enthält - was eigentlich Blödsinn ist ! Und Bertrand Russell wollte Paradoxien in der Mathematik schlicht komplett verbieten. Also quasi Augen ZU, statt Augen auf - ja, SO hat man keine Erkenntnisse mehr !

So - aber wo ist denn jetzt eigentlich das Problem ?

Ganz einfach :

Der Gotthard Günter hat also irgendwann einfach angefangen, der Logik die Tapete von der Wand zu kratzen und hat darunter, unter der klassischen Logik, wie wir sie kennen, die Morphogrammatik ent-deckt.

Diese Idee mit der Morphogrammatik

Da ihr UND-, ODER und NICHT-Verknüpfungen kennt, erinnert ihr Euch sicher auch an "Wahrheitstabellen".

p q UND ODER
F F F F
F W F W
W F F W
W W W W


Ohne die "Tapete" sieht das dann so aus :


Ja aber - WERTE sind doch nicht egal ?

Doch! - Die logische Form ändert sich dadurch nicht !


Gotthard Günther wurde klar : Ein Morphogramm mit vier Kenogrammem kann mit mehr als nur zwei verschiedenen Symbolen bestückt werden :

Neben den acht gezeigten gibt es noch 7 weitere mögliche Morphogramme (9 - 15) :

Zu dieser Entdeckung sagt er selbst :

»Dies zeigt, daß der klassische Formalismus der Logik sein Fundament nicht tief genug gelegt hat und deshalb außerstande ist, uns mehr als ein Fragment von logischer Form vorzuführen.«

(in seiner Arbeit "Cybernetic Ontology and Transkunctional Operations")


Im Gegensatz zu seinen Vorgängern, die "mehrwertige Logiken" entwickelt haben, erfindet Gotthard Günther aber nicht einfach nur neue Werte zwischen 0 und 1, zwischen wahr und falsch, sondern er sagt :

Die bisherige Logik kennt nur ein Thema zwischen den zwei Extremen "wahr" und "falsch". Und dieses Thema heißt :

S E I N


Wer schreibt uns aber eigentlich vor, daß Logik immer eindimensional bleiben muss ?


Und so überlegt er sich, daß man verschiedene logische "Themen" miteinander verdrahten kann. Die Themen (hier als Kanten) nennt er "Kontexte".

Dreierkontext


Viererkontext



Besonders die Berührungspunkte der Themen sind interessant, durch die sie verbunden sind.

Zum Beispiel im Dreier-Kontext (also mit drei Themen) sind das Zeile 1, Zeile 5 und Zeile 9.

Zeile p q * □ □ ▲ * ▲
1 * * X X
2 * X
3 * X
4 * X
5 X X
6 X
7 * X
8 X
9 X X

(Die erste Spalte * □ verkörpert dabei das bisherige Seinsthema der klassischen Logik)


Erste Spalte : Thema "Sein"

0 = Subjekt 1 = Objekt

Ich = Denken ( Etwas )


Zweite Spalte : Doppelte Reflexion
Dritte Spalte : Vermitteltes Sein

Semiotisches Dreieck
Ichₙ₊₁ = Denken ( Ichₙ )


f ( f ), Denken ( Denken )

"Der Objektivierungszwang objektiviert sich selbst und die Reflexion enthüllt sich als abstrakteste Form von Sinn überhaupt." (Günther als Idealist)

Analog:

f ( f ), Sein ( Sein )

Der Sinnfindungszwang versinnlicht sich selbst und das Seiende enthüllt sich als die abstrakteste Form von Sein grundsätzlich.



Wie kann man Wissen wissen, das sich selbst weiß ? Hierzu hilft die folgende Denkfigur :

  • Die Welt, das (unendliche) Universum hat in sich eine (vollständige) Abbildung von Dir : Dein Äußeres.

  • Dein (endliches) Selbst hat in sich eine (unvollständige) Abbildung der Welt.

  • Werde die Klein'sche Flasche : Rasiere Dich, den Barbier, der alle im Dorf rasiert, die sich nicht selbst rasieren !

  • Du musst Dich selbst wissen, f(f), und dabei Deine Teilheit aushalten, Dein Sein sein. Das kann von Allem alles sein, aber eben nur ein Teil. Was dieses Sein, diese Teilheit ist, das bestimmst Du selbst.


Und so möchte ich meine kleine Präsentation abschließen, mit Worten von Galileo Galilei :

»Man kann einen Menschen nichts lehren,
man kann ihm nur helfen,
es in sich selbst zu entdecken.
«


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