Hingabe zur Freiheit

Autor : Gerd Raudenbusch
Stand : 19. 10. 2024


Kein Mensch ist gut genug, einen anderen Menschen ohne dessen Zustimmung zu regieren.

Abraham Lincoln


Freiheit gehört wohl denen, die dafür kämpfen. Doch diesen Kampf mit Waffen auszutragen, zerstört jeden Frieden. So fängt Freiheit mit Verantwortung an und hört damit auf, dass die anderen schuld sind. Freiheit fängt damit an, dass man sie anderen auch lässt und hört damit auf, das Brechen dieser Vertrauensbasis zuzulassen. Denn wer anderen die Freiheit verweigert, verdient sie nicht für sich selbst. Frei zu sein bedeutet nicht nur, seine eigenen Fesseln lösen zu können, sondern auch, ein Leben zu führen, welches die Freiheit anderer respektiert, fördert und für die Zukunft erhält.

Inhalt

Philosophische Entwicklung der Freiheit

Die Freiheit hat eine lange philosophische Geschichte. Diese Tabelle liefert eine Übersicht über die philosophischen Erkenntnisse dahinter :

Zeitraum Philosoph Definition von Freiheit Neue Ideen Zitat
428–348 v. Chr. Platon Freiheit als innere Tugend, verbunden mit Einsicht in das Gute Übergang zu einem inneren Freiheitsbegriff „Die Freiheit ist die Fähigkeit, das Gute zu erkennen.“
384–322 v. Chr. Aristoteles Freiheit als Leben nach eigenem Willen Verbindung von politischer und individueller Freiheit „Die Freiheit ist das höchste Gut.“
um 300 v. Chr. Stoiker Freiheit als vernünftiger Selbstbesitz Erste universalistische Ethik basierend auf innerer Freiheit „Der Weise ist frei, auch wenn er gefangen ist.“
1632–1704 John Locke Freiheit als Abwesenheit willkürlichen Zwangs; Naturrechte Verknüpfung von Freiheit mit Naturrechten und konsensueller Regierungsbildung „Die Freiheit des Menschen besteht darin, dass er nicht unter der Herrschaft eines anderen steht.“
1712–1778 Jean-Jacques Rousseau Freiheit als Selbstgesetzgebung im Rahmen des Gesellschaftsvertrags Idee der Volkssouveränität und des Gemeinwillens „Der Mensch ist frei geboren, und überall liegt er in Ketten.“
1724–1804 Immanuel Kant Freiheit als Autonomie der Vernunft und moralische Selbstbestimmung Verknüpfung von Freiheit mit Pflicht und kategorischem Imperativ „Freiheit ist die Fähigkeit, sich selbst zu bestimmen.“
1762–1814 Johann Gottlieb Fichte Philosophie als "Analyse des Begriffs der Freiheit" Stellt die gesamte Philosophie auf den Freiheitsbegriff „Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit.“
1806–1873 John Stuart Mill Freiheit als Möglichkeit zur individuellen Selbstentfaltung Betonung der individuellen Autonomie und des Pluralismus „Über sich selbst zu herrschen, ist die größte Freiheit.“
1889–1976 Martin Heidegger Freiheit als Grund des Grundes; Fähigkeit zur Selbstbestimmung Verknüpfung von Freiheit mit ontologischen Fragen „Die Freiheit ist das Wesen des Menschen.“
1926–1984 Michel Foucault Freiheit als Ergebnis von Machtverhältnissen und Diskursen Analyse, wie soziale Strukturen individuelle Freiheiten formen „Wo es Macht gibt, gibt es auch Widerstand.“
1930–2002 John Rawls Gerechtigkeit als Fairness; individuelle Freiheiten im Rahmen sozialer Gerechtigkeit Zwei Prinzipien der Gerechtigkeit: gleiche Freiheiten und Differenzprinzip „Gerechtigkeit ist die erste Tugend sozialer Institutionen.“
1906–1975 Hannah Arendt Freiheit als politische Handlung und Teilhabe Unterscheidung zwischen privater und öffentlicher Freiheit „Die Freiheit ist das Recht zu handeln.“
1929– Jürgen Habermas Öffentlichkeit als Raum für rationale Diskussionen Konzept der deliberativen Demokratie „Die Öffentlichkeit ist der Ort der freien Diskussion.“
1947– Peter Sloterdijk Freiheit im Kontext von Verantwortung und Gemeinschaft Kritik an individualistischen Freiheitskonzepten „Freiheit bedeutet Verantwortung für das eigene Handeln.“

Frieden fördert Freiheit

Freiheit fördert Frieden

Positive Rückkopplung zwischen Frieden und Freiheit

Folgt auf Frieden immer Krieg?

Paradox: Frieden durch Krieg

Das Völkerrecht erkennt das Recht auf Selbstverteidigung an. Die UN-Charta definiert drei Szenarien, in denen ein Krieg völkerrechtlich legal ist: im Verteidigungsfall gegen eine äußere Aggression, im kollektiven Verteidigungsfall zur Unterstützung eines verbündeten Staates, und im Falle einer Anordnung durch den UN-Sicherheitsrat.

Artikel 87a Abs. 1 Satz 1 GG legt fest, dass der Bund Streitkräfte zur Verteidigung aufstellt. Die Verfassung regelt detailliert den Verteidigungsfall, um auch in Krisenzeiten die demokratische Ordnung zu wahren.

Die Verteidigung der Freiheit durch militärische Mittel wird aktuell unter folgenden Aspekten als legitim angesehen :

Die Hoffnungen von Konfliktlösungen durch Krieg sind :

Dies entpuppt sich jedoch aus folgenden Gründen als Illusion :

Wer Waffen sammelt, spart sich den Frieden; erst wer gelernt hat, diese niederzulegen, wird sich sparen können, sie je wieder erheben zu müssen.

Friedliche Verteidigung von Freiheit


Als ich aus der Zelle durch die Tür in Richtung Freiheit ging, wusste ich, dass ich meine Verbitterung und meinen Hass zurücklassen musste, oder ich würde mein Leben lang gefangen bleiben.

Nelson Mandela


Es zeigt sich, dass die beste Verteidigung der Freiheit ihre aktive Pflege und ihre Stärkung in Friedenszeiten ist. Die Prävention von Konflikten und die friedliche Verteidigung der Freiheit muss absolute Priorität haben. Dazu besitzen wir verschiedene Mittel und Möglichkeiten:



Erkennen und Ausmerzen von Kriegstreibern


Wenn Du die Freiheit nicht gut riechen kannst, kriegst Du schlecht Luft in diesem Land.


Die Erkennung und Ausmerzung von Kriegstreibern betrifft nicht nur die Gesellschaft insgesamt, sondern auch die feindlichen Vorstellungen und Entscheidungen, denen sich jeder Einzelne unbedacht ausliefert. Es erfordert eine multidimensionale Strategie, die politische, wirtschaftliche und soziale Aspekte berücksichtigt. Durch die Stärkung internationaler Institutionen, diplomatische Maßnahmen sowie Bildung kann ein nachhaltiger Frieden gefördert werden. Der Schlüssel liegt in der Zusammenarbeit zwischen Staaten, internationalen Organisationen und der Zivilgesellschaft.

  1. Soziale Dynamiken:

    • Propaganda und Medien: Beobachtung, wie Medien und soziale Netzwerke zur Kriegshetze beitragen können.
    • Zivilgesellschaftliche Bewegungen: Stärkung der Zivilgesellschaft, um friedliche Lösungen zu fördern und Kriegstreiber zu entlarven.
  2. Politische Analyse:

    • Identifikation von Akteuren: Analyse von politischen Führern, die aggressive Rhetorik verwenden oder militärische Aufrüstung vorantreiben.
    • Beobachtung von Machtstrukturen: Überwachung von Regierungen, die Menschenrechte verletzen oder ethnische Spannungen schüren.
  3. Wirtschaftliche Indikatoren:

    • Rüstungsindustrie: Untersuchung der wirtschaftlichen Interessen hinter militärischen Konflikten, insbesondere der Rolle der Rüstungsindustrie.
    • Ressourcenkonflikte: Analyse von Konflikten um natürliche Ressourcen, die oft als Kriegsursache dienen.

Aspekte und Parameter für die Resilienz von Freiheit durch Frieden

Frieden kann durch soziale Kohäsion, gerechte Institutionen, Bildung, wirtschaftliche Stabilität, Krisenmanagement und starke Gesundheitssysteme gefördert werden.

  1. Soziale Kohäsion:

    • Definition: Starke soziale Bindungen innerhalb und zwischen Gemeinschaften fördern den Zusammenhalt.
    • Maßnahmen: Initiativen zur Förderung von Vertrauen, Zugehörigkeit und Akzeptanz von Diversität sind entscheidend. Programme, die den interkulturellen Dialog unterstützen, können Spannungen abbauen und Verständnis fördern.
  2. Gerechte Institutionen:

    • Definition: Stabile und gerechte Institutionen sind notwendig, um die Rechte aller Bürger zu schützen.
    • Maßnahmen: Der Zugang zu Recht und Gerechtigkeit sowie die Schaffung von inklusiven politischen Strukturen stärken das Vertrauen in die Gesellschaft.
  3. Bildung und Aufklärung:

    • Definition: Bildung ist ein Schlüssel zur Förderung von Frieden und Resilienz.
    • Maßnahmen: Friedenserziehung, Schulungen zur gewaltfreien Konfliktbearbeitung und Medienkampagnen können das Bewusstsein für friedliche Lösungen schärfen.
  4. Wirtschaftliche Stabilität:

    • Definition: Eine stabile wirtschaftliche Basis reduziert Konflikte um Ressourcen.
    • Maßnahmen: Programme zur Bekämpfung von Armut und Ungleichheit sowie zur Förderung nachhaltiger Entwicklung können soziale Spannungen verringern.
  5. Krisenmanagement und Prävention:

    • Definition: Proaktive Maßnahmen zur Krisenbewältigung erhöhen die Resilienz.
    • Maßnahmen: Katastrophenmanagement und der Aufbau von Infrastrukturen zur Unterstützung in Krisenzeiten sind entscheidend.
  6. Gesundheitssysteme:

    • Definition: Starke Gesundheitssysteme tragen zur allgemeinen Resilienz bei.
    • Maßnahmen: Der Zugang zu Gesundheitsdiensten schützt vor existenziellen Risiken, die Frieden und Stabilität gefährden können.

Perspektiven für weltweite Resilienz von Frieden und Freiheit

Um Frieden zu einer unangreifbaren Resilienz zu führen und diese Resilienz weltweit zu fördern erfordert es globale Zusammenarbeit und langfristige Strategien. Diese Resilienz könnte in Aussicht stehen, wenn die oben genannten Aspekte systematisch angegangen würden, wobei der Fokus auf der Schaffung gerechter und stabiler Gesellschaften liegt.

Manche Menschen wären bereits frei, wenn sie endlich zu Bewusstsein ihrer vorhandenen Freiheit kommen könnten.


Video zum Wissenschaftsjahr 2024 - Freiheit
© bmbf/familie redlich AG

Quellen und weiterführende Links


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